Von der Kunst, ohne Worte zu kommunizieren
Professor aus Japan erklärt im Landheim Schondorf das Schweigen in seiner Kultur
Die Tugend des Schweigens in der japanischen Kommunikation war Vortragsgegenstand von Prof. Dr. Teruaki Takahashi, Professor für Germanistik an der Rikkyo-Universität Tokio, der in der Veranstaltungsreihe „Der Besten zu Gast“ im Landheim Schondorf sprach. Das nicht ganz leicht zu verstehende Thema, das schon im Titel einen Gegensatz vereint, veranschaulichte Takahashi am Beispiel eines seit dem 12. Jahrhundert überlieferten japanischen Ritterepos.
Im gut besuchten Saal des Landheims weckten projizierte, malerische Interpretationen der Geschichte und Sequenzen einer entsprechenden Theaterinszenierung Kinoatmosphäre und entführten die Zuhörer ins frühe Mittelalter Japans. Die intrigenreiche Sage um einen jungen Ritter, der sich im Kampf auszeichnet, aus Neid verleumdet wird und mithilfe einiger Begleiter eine gefährliche Flucht überstehen muss, beinhaltet, dramaturgisch gut herausgearbeitet, an mehreren Stellen Situationen, die das Schweigen, oder besser das Verschweigen von Informationen oder Überzeugungen, innerhalb von Gesprächen als wohlüberlegt und taktisch richtig darstellen. Diese Situationen seien, so Professor Takahashi, Beispiele für den „ethischen und ästhetischen Sinn für das Unausgesprochene“. Denn hier werde deutlich, dass die Kommunikationsteilnehmer in der Lage seien, beredtes Schweigen über eine Sache zu wahren und sich gleichzeitig durch kunstvolle Andeutungen oder Verkehrung von Überzeugungen über den zu verschweigenden Gegenstand auszutauschen, ohne dabei für Dritte den Anschein eines nonverbalen Konsens zu erwecken.
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