Daimler ist verwundbar
Wirtschaft und Treue – das passt oft nicht zusammen, vor allem in der auch moralisch volatilen Welt der Aktiengesellschaften.
Wie hatten die Scheichs aus Abu Dhabi im Jahr 2009 Daimler ewige Gefolgschaft geschworen, um sich doch mit einem dicken Gewinn aus dem Staub zu machen, wenn die Zeiten für die Autoindustrie härter werden. So bleibt ein gewisser Khadem Al Qubaisi in Erinnerung, der damals von einer „langfristigen Investition“ sprach, die wahrscheinlich so lange bestehen werde, wie es Abu Dhabi gibt. Der Blick ins Archiv belegt, was Schwüre wert sind.
Daraus populistisch zu folgern, man dürfe keinem Scheich trauen, geht zu weit, schließlich gibt es auch in der Golf-Region weitaus verlässlichere Investoren. Anteilseigner aus Kuwait begleiten Daimler seit den 70er Jahren. Selbst als sich Jürgen Schrempp anschickte, den Konzern in den Abgrund zu fahren, blieben diese standhaften Scheichs der Marke mit dem Stern verbunden, weil sie wissen, wie unverwüstlich Mercedes letztlich ist.
Dennoch birgt der Ausstieg von Abu Dhabi Gefahren für Daimler. Im Gegensatz zu VW und BMW fehlt dem Konzern ein Ankeraktionär, der einen Schutz gegen feindliche Übernahmen bietet. Kuwait allein reicht nicht. Daimler wirkt derzeit wieder verwundbar.
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