Die smarte Illusion
Ich kann gut zuhören, aber schlecht einparken. Und das trifft auf eine ganze Menge anderer Männer zu. Aber wer würde sich schon mit einem derart peinlichen Bekenntnis outen, wenn er nicht Stoff für eine Kolumne bräuchte.
Zu den ausbaufähigen automobilen Einschwenkkünsten gesellt sich eine gewisse Ungeduld bei der Suche nach Schlafplätzen für mein Fahrzeug. Unterschwellig schwingt die Angst mit, keine Auto-Ruhebucht zu finden. Daher schwenke ich freudig in die erstbeste Lücke ein, auch wenn das Ziel einen halben Kilometer entfernt liegt. Die danebensitzende Partnerin schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und redet auf mich ein. Ich kann gut zuhören. Alle Bekundungen, Bewegung und frische Luft seien immer gut, nützen nichts.
Also raus aus dem Parkplatz und näher ans Ziel heran. „Dort links!“ „Ja, ja“, sage ich und setze an, um hinter dem quer stehenden langen Volvo männlich-zackig an seinem Hinterteil vorbei links reinzuschießen. Dann leider voll auf die Bremse! Der Parkplatz war eine Illusion – und was für eine smarte.
Beinahe wäre ich dem Winzling aus dem Hause Daimler zu nahe gekommen, was im Übrigen ein geschlechterübergreifendes Gefahrenpotenzial darzustellen scheint, berichten denn auch zwei Kolleginnen amüsiert von ähnlichen bösen Begegnungen mit dem halben Auto. In erniedrigenden Momenten macht sich der erfolgreich verdrängt geglaubte Spießer in einem bemerkbar, einen Umstand, den ich verschweigen würde, gäbe es die Kolumne nicht. Eigentlich wäre der Gesetzgeber gefordert, eine feste Quote für die Schaffung reiner Smart-Parkplatzquartiere festzulegen. Aber mir hört ja keiner zu.
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