Wo ist mein Hemd?
Neulich in der Reinigung (neulich ist gut – auch schon wieder fast vier Wochen her). Fünf Hemden in der Hand, gereinigt, gebügelt, bezahlt. Nur eins davon gehört mir nicht. Schwarz-weiß kariert, würde mir gar nicht stehen. Also muss ein anderer Kunde jetzt meines haben: schlichtes Schwarz, Größe 40, praktisch neu. Sie hinterm Verkaufstresen: schaut zerknirscht, telefoniert, schaut wieder zerknirscht, telefoniert wieder, schiebt Zettel und Stift über den Tisch. Ich: notiere Farbe, Größe, Marke, Name, Handynummer. Sie: verspricht Anruf.
Tag eins: nichts. Tag zwei: nichts. Tag zwölf. Ich wieder hin. Ob sie nichts wisse, mein Hemd, schlichtes Schwarz, Größe 40, praktisch neu? Und kein Anruf, doch schon seit Jahren Kunde, ist nicht lustig. Sie: schaut zerknirscht, telefoniert. Murmelt: „Ach wäre ich doch heute im Bett geblieben.“ Schaut wieder zerknirscht, telefoniert wieder. Sagt: „Ich soll Ihnen was vorsingen.“ Ich: schaue zerknirscht. Sie: schiebt Zettel und Stift über den Tisch. Ich: schiebe Visitenkarte über den Tisch. Sie: verspricht Anruf.
Tag 13: nichts. Tag 14: nichts. Jetzt am Samstag war Tag 23: nichts. Muss wohl wieder hin. Sie: wird zerknirscht schauen. Ich: werde zerknirscht schauen. Vermisse mein Hemd. Vermisse meine Geduld. Vermisse Kundenservice. Stinknormalen Kundenservice.
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