Immer mehr Landwirte leiden am Burnout-Syndrom
Von wegen gesundes Landleben: Immer häufiger leiden Landwirte unter dem Burnout-Syndrom. Während einer stationären Therapie lernen sie, Auszeiten zuzulassen.
Von wegen gesundes Landleben. Gute Luft und wenig Trubel sind längst keine Garantie für dauerhafte körperliche Leistungsfähigkeit und seelische Ausgeglichenheit. Immer häufiger leiden Landwirte unter dem vielschichtigen Krankheitsbild Burnout. Generationenkonflikte, hohe Arbeitsbelastung und Existenzängste gelten als Hauptprobleme für seelische Krisen auf dem Bauernhof.
Helfen kann in solch einer Situation eine stationäre Reha. Doch finden Betroffene noch immer zu selten diesen Weg. In der Waldburg-Zeil Klinik Alpenblick in Isny-Neutrauchburg macht der Anteil dieser Patientengruppe gerade einmal zwei bis drei Prozent aus, wie der stellvertretende Chefarzt Dr. Dirk Bühring sagt. Dieser geringe Prozentsatz sagt laut Bühring jedoch nichts über den Belastungsgrad aus, dem diese Berufsgruppe ausgesetzt ist. Vielmehr verdeutlichen die Zahlen, "dass nur wenige Landwirte überhaupt eine Behandlung zulassen. Und wenn sie kommen, dann kommen sie sehr, sehr spät", sagt Bühring. Konsequenz: Der Gesundheitszustand dieser Patienten ist oft sehr schlecht. Sie kommen mit ausgeprägten Depressionen in die Klinik, haben jegliche Lebensfreude verloren, schaffen ihr Arbeitspensum nicht mehr und pflegen weder Hobbys noch andere Interessen.
Dieses sich selbst Quälen bis über die Schmerzgrenze hinaus, charakterisiert nicht nur die Einstellung der Landwirte zu ihrem Beruf, sondern ist gleichzeitig Ausdruck und Ursache für das Entstehen der seelischen Probleme. "Die Landwirte haben eine sehr hohe Identifikation mit ihrem Beruf, mit dem sie meist seit der Kindheit vertraut sind", sagt Bühring. Demzufolge sind sie nach den Erfahrungen des Arztes extrem leistungsbereit und stellen ihre individuellen Bedürfnisse hinter den Interessen des Hofes zurück.
Viele Betroffene wollen ihre Erkrankung lange nicht wahr haben. Oder sie vertuschen sie vor Familie, Freunden und Nachbarschaft - aus Scham, weil sie den Burnout als Zeichen von Schwäche werten. Offen darüber reden mag kaum einer. Und wenn, dann in der Anonymität des Internets. So schreibt etwa die Userin "theres" im Agrar-Forum landwirt.com in einem Beitrag zum Thema: "Es trifft keine Weicheier, sondern gerade diejenigen, die sich besonders engagieren, einsetzen. Wünsche jedem, der sich damit auseinandersetzen muss, verständnisvolle Mitmenschen und einen guten Weg aus dieser Krankheit."
Patienten müssen ihre Leistungsgrenzen erkennen
Die Therapie in Isny (siehe Info) will den Patienten unter anderem einen neuen Blickwinkel auf ihr Leben und ihre Erkrankung ermöglichen. "Sie sollen sich bewusst werden, dass dies kein persönliches Versagen ist", sagt Bühring. 14- bis 17-Stundentage, kaum Urlaub, ökonomische Ängste, die tägliche Versorgung des Viehs, Ernteausfälle - all dies sind laut Bühring Stressoren, die nahezu unausweichlich zu einer Überforderung führen. "Das würde jeden in die Knie zwingen. Und sei er noch so tatkräftig."
Umso mehr müssen die Patienten lernen, ihre Leistungsgrenzen zu erkennen und sich Auszeiten zu erlauben. Dafür mitverantwortlich ist in der Therapie die Diplom-Psychologin Ute Mayer. "Es geht auch darum, das wiederzufinden, was das Leben mit Kraft und Begeisterung füllt", sagt Mayer. Oft verstellt die Arbeit den Blick auf die kleinen, aber wertvollen Dinge des Lebens. In der Distanz von Hof und Arbeit während der vier- bis sechswöchigen Therapie gewinnen viele Patienten neue Perspektiven und einen Blick auf die inneren Kraftquellen.
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