Karl Geller nach acht Jahren: "Passivhaus funktioniert"
Acht Jahre nach dem Einzug in sein Passivhaus und bevor er neue, teure Wärmemessgeräte einbauen müsste, hat Karl Geller, umweltbewusster Mindelheimer Berufsschullehrer, seine lückenlosen Aufzeichnungen geprüft und ein vorbehaltlos positives Resümee gezogen: "Die Passivhaus-Technik funktioniert und ich kann sie jedem nur dringend empfehlen."
In einem Gespräch mit der Mindelheimer Zeitung fasste er sein "privates Ökoaudit" zusammen: Die sechsköpfige Familie Geller, darunter zwei Kinder, kam im Winter dank der guten Isolierung des Hauses und des ausgeklügelten Belüftungssystems fast ohne Heizung aus - der "Notvorrat" an Brennholz im Keller reicht lange. Karl Gellers Aufzeichnungen belegen, dass in den Wohnräumen stets zwischen 20 und 24 Grad herrschten, nur äußerst selten waren es 18 Grad. "Aber unsere gut isolierten Wände strahlen keine Kälte ab, im Sommer halten sie die Hitze draußen und im Winter die Wärme drinnen." Sie hätten weder Probleme mit Feuchtigkeit noch mit schlechter Luft. Und Geller räumt noch mit einem weiteren gängigen Vorurteil auf: "Wir machen im Sommer unsere Fenster genauso auf wie jedermann."
Die Heizsaison ist in einem Passivhaus sehr kurz: "Wir fangen meist Ende November an und hören Mitte Februar auf - den Rest macht das Haus allein", berichtet Geller.
Für Strom sorgt die Photovoltaikanlage. Die Familie kann sich momentan bei normalem Lebensstandard mit Waschmaschine, Geschirrspüler, Gefriertruhe, drei Computern, Stereoanlagen und einem Fernseher zu zwei Dritteln selbst mit Energie versorgen - mit einer Zwei-Kilowatt-Peak-Anlage. Im Sommer kann Geller sogar noch mehr ins Netz einspeisen.
Wasser braucht die Familie Geller dank einer Regenwasseranlage auch weniger: Sie versorgt die Toilettenspülung und teilweise die Waschmaschine. "Wir brauchen zu sechst durchschnittlich 203 Liter am Tag - der normale Durchschnitt liegt bei etwa 150 Litern pro Person."
Geller ist klar, dass der Bau eines Passivhauses oder die Sanierung eine größere Investition ist, "aber das ist am falschen Ende gespart, denn das hat sich rasch amortisiert".
Es sei für ihn unverständlich, dass sich diese sparsamste Bauweise noch nicht am Markt durchgesetzt hat. "Das ist ein Teufelskreis: Es wird nicht nachgefragt, deswegen bieten es nur wenige Firmen an und daher ist es für Interessenten auch schwierig, qualifizierte Anbieter mit Erfahrung zu finden."
Noch mehr ärgert ihn, dass die öffentliche Hand energiesparendes Bauen so wenig umsetzt. "Für Neubaugebiete sollte Passivhaus-Standard Vorschrift sein", findet Geller. Die Städte und Kommunen sollten beim Energiesparen mit gutem Beispiel vorangehen - Sparzwänge seien angesichts der Langzeitberechnungen keine schlagkräftigen Argumente mehr.
Mehr Infos und Beratung über Passivhäuser und energiesparendes Bauen gibt es beim Passivhaus-Institut in Darmstadt (www.passiv.de) oder bei eza in Kempten (www.eza-allgaeu.de). Auch Karl Geller kann man bei Interesse kontaktieren.
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