Mindelheimerin schneidert für den Papst
Wenn Papst Benedikt XVI. am Sonntag, 9. September, in den Wiener Stephansdom einziehen wird, trägt er Messgewand und Mitra, die von einer Mindelheimerin gefertigt wurden. Die Benediktinerin Schwester Imelda Ruf, in Mindelheim geboren und aufgewachsen, hat bereits rund 200 Arbeitsstunden an dem Gewand in grün gearbeitet.
"Wir sind zeitlich im Rahmen", sagt Schwester Imelda relativ gelassen. Sie und die Mitarbeiter der Domschneiderei kümmern sich noch um die Gewänder für rund 40 weitere Priester. Derzeit kämen unzählige Medienanfragen. "Da muss ich abwimmeln und sagen, dass das Gewand erst fertig werden muss." Doch für ihre Heimat nimmt sich Schwester Imelda Zeit und erklärt ihre Arbeit.
Verwendet hat sie nur Naturmaterialien: Weich und zart fühlt sich der Stoff an: Shantung-Seide, deren Quer- und Längsfäden eine wechselnde Farbigkeit erzeugen. Auf den Stoff näht die Künstlerin, die im Ordinariat der Erzdiözese Wien angestellt ist, naturbelassene, lediglich geschliffene Bernsteine und Perlen. Die Schöpfung und deren Veränderungen wählte Schwester Imelda Ruf als Thema für ihr Werk. Das liturgische Gewand soll Bewegung ausdrücken. "Die Kirche soll ja auch lebendig sein und leben", betont sie. Vom Vatikan bekam die Schwester der Mindelheimer Stadträtin Rita Steber keine künstlerischen oder inhaltlichen Vorgaben - nur die Maße des Heiligen Vaters.
Unglaublich leicht ist das Gewicht. "Das Gewand wiegt ungefähr 1200 Gramm", verrät die Meisterin in Goldstickerei. "Die schwersten Paramente im Stephansdom kommen auf 16 Kilo" (siehe Infokasten). Bevor Schwester Imelda mit ihrer Arbeit beginnen konnte, reichte sie zwölf Entwürfe ein. Diese wurden dann mit den Mitarbeitern der Diözese besprochen.
Farben liegen im Trend, Schwester Imelda liebt es abstrakt
Erfahrungen konnte die 65-jährige Künstlerin, die eine Paramentenausbildung absolvierte und an der Wiener Kunstakademie studierte, bereits sammeln - schon bei vergangenen Papstbesuchen in Österreich gestaltete sie Messgewänder. Farbe liege im Trend, betont die Benediktinerin. Eine abstrakte Gestaltung bevorzuge sie. "Das Gewand soll das Geschehen der Heiligen Messe unterstreichen." Es gehe nicht darum, den Papst attraktiv erscheinen zu lassen. Vielmehr sei das Gewand selbst Gottesdienst, der Mensch im Gewand müsse zurücktreten. Nach dem Papstbesuch werden der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn und Zelebranten am Stephansdom das Gewand tragen dürfen. Für den Papstbesuch bekommt die Ordensfrau eine Zugangsberechtigung zu allen Orten. Vielleicht muss Schwester Imelda selbst zum Schluss noch Hand anlegen.
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