Nach Lesemarathon bleiben vier Spitzentitel übrig
Mindelheim (mz) - Monatelanges intensives Lesen liegt hinter der Schülerjury, jetzt ist eine wichtige Vorentscheidung für den 1. Mindelheimer Philosophiepreis gefallen: Aus über 100 eingereichten Büchern haben die Jugendlichen vier ausgewählt, die für den mit 5000 Euro dotierten Preis in Frage kommen. Wie berichtet, ist jene Literatur preiswürdig, die "junge Menschen in ihrem Fragen und Suchen motiviert, unterstützt, anregt und begleitet". Den Preis loben die Stadt Mindelheim und die Maristenbrüder im kommenden Frühjahr zum ersten Mal aus.
Die Entscheidung sei sehr schwierig gewesen - so schwierig, dass die Anzahl der Nominierungen aufgrund der hohen Qualität der eingereichten Literatur von drei auf vier erhöht werden musste, berichtete Hubertus Stelzer, der Mentor des Projekts. Stelzer ist Lehrkraft am Maristenkolleg. Ihm ist seit vielen Jahren die Vermittlung von Werten an junge Menschen besonderes Anliegen. Auf Stelzer geht zum Beispiel das Philosophische Café zurück.
Als Ergebnis liegen nun vier Bücher vor, die jeweils auf ihre eigene Weise junge Menschen in philosophische Fragestellungen einführen und dazu anregen sich weiter mit ihnen auseinanderzusetzen.
Charlotte Kerner erzählt in ihrem Roman "Kopflos" eine Geschichte von einem medizinischen Experiment, das mit dem rasanten Voranschreiten der medizinisch-wissenschaftlichen Forschung auch in der Realität schon bald durchgeführt werden könnte. Sie handelt von der Transplantation eines Kopfes auf den Rumpf eines gehirntoten Menschen. Wird durch dieses kontroverse Experiment ein neuer Mensch geschaffen? Wessen Leben wird fortgeführt? Es ist ein Buch, das einem nicht so schnell aus dem Kopf geht.
Ganz anders das Buch "Leben lernen: Eine philosophische Gebrauchsanweisung" von Luc Ferry. Er will nicht durch einen Roman zum philosophischen Denken anregen. Er kommt gleich zur Sache. Im geht es nicht um "einen Bildungskanon der Namen, Jahreszahlen und Theorien, sondern um die Lebens-Fragen und Antworten, die die großen Philosophen über die Jahrhunderte darauf gefunden haben." Auf anspruchsvollem Niveau versucht er dem jungen Intellektuellem darzulegen, was Philosophie denn eigentlich ist und mit welchen Weltanschauungen in den verschiedenen Phasen der Philosophiegeschichte gedacht wurde.
Der englische Philosophieprofessor Stephen Law geht in seinem Buch "Warum die Kreter lügen, wenn sie die Wahrheit sagen" die Sache wieder ganz anders an! Er lässt Figuren wie in einem Theaterstück diskutieren und philosophieren. In einem Gerichtssaal wird die Frage nach der Selbstbestimmung des Menschen aufgeworfen. Am Tag des Jüngsten Gerichts diskutiert Simon mit Gott darüber, ob denn "Schwulsein" ein Frevel ist. Darf man töten, um Leben zu retten? Gibt es Objektivität? Woher kommt das Universum? All das sind Fragen, anhand derer er spielerisch, manchmal auch ein bisschen provokativ den Leser dazu anregt sich mit Philosophie zu beschäftigen.
Und zu guter Letzt wurde der Augsburger Philosoph Jens Soentgen mit seinem Buch "Selbstdenken - 20 Praktiken der Philosophie" nominiert. Er stellt sich die Frage, was Philosophen denn eigentlich tun. Die meisten Bücher, die sich mit Philosophie beschäftigen, erzählen von den großen Denkern, ihren Theorien und ihrem Leben. Aber das Philosophieren selbst bleibt dabei häufig im Dunkeln. Anhand spannender und lustiger Beispiele und Geschichten beschreibt er wie das Philosophieren funktioniert.
Die Jury wird sich in den nächsten Monaten intensiver mit diesen vier Büchern beschäftigen, um ein würdiges Buch für den ersten Mindel-heimer Philosophiepreis zu küren.
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