Näher an die künftigen Wähler

Es war eine der letzten Fragen des Nachmittags: Ob man als Politiker eigentlich groß sein müsse, wollte ein Mädchen wissen (siehe nebenstehender Bericht). Keine Sorge, körperliche Größe ist immer noch keine Voraussetzung für politischen Erfolg - auch wenn Inhalte zunehmend der Diskussion um Äußerlichkeiten weichen.

Was Politiker allerdings zwingend brauchen, ist ein Gespür für die Themen, die ihren Wählern wichtig sind - auch den künftigen Wählern. Und da wurde bei der Diskussionsrunde mit Jugendlichen und Politikern im Mehrgenerationenhaus von Bad Wörishofen deutlich, dass Nachholbedarf besteht. Die nächste Wählergeneration ist mit dem Internet aufgewachsen, ist dort mehrheitlich in sozialen Netzwerken aktiv, versorgt sich dort mit Musik und Nachrichten. Das "Netz" nimmt einen großen Teil des Alltags der künftigen Wähler ein. Daraus erwachsen Bedürfnisse und Ansprüche, beispielsweise zu den Themen Datenschutz oder Urheberrecht. Dass sich bei der U18-Wahl so viele Jugendliche für die neue "Piratenpartei" entschieden haben, kann deshalb nicht einfach mit dem angeblich coolen Image von Piraten abgetan werden, wie es vereinzelt versucht wurde. Über die Ansichten der Piratenpartei lässt sich ganz trefflich streiten. Aber sie formuliert sie zu den Themen, die künftige Wähler schon jetzt in ihrem Alltag berühren. Die etablierten Parteien müssen das Votum der Jugend ernst nehmen und eigene Antworten auf die Fragen der digitalen Generation anbieten.

Mindelheim Bad Wörishofen