Kunst ist kritisch
Die Mitglieder des Kunstvereins Bad Wörishofen setzen große Themen der Gesellschaft ins Bild – oft mit überraschendem Dreh
Es müssen nicht immer die großen Museen sein, in denen man neue malerische Entdeckungen machen kann. Auch der Kunstverein Bad Wörishofen mit seinen 128 Mitgliedern hat da einiges zu bieten. Und was den Besuchern bekannter Musentempel oft verwehrt bleibt, ermöglicht man ihnen in der Kneippstadt bei Vernissagen schon seit vielen Jahren: Das persönliche Gespräch mit den Künstlern. Das war auch bei der Vernissage so.
In diesem Jahr haben es bei der Mitgliederausstellung ohne Thema 93 Exponate in den Kunstwerken am Stadionring an den Nagel beziehungsweise auf den Sockel geschafft. Großflächige und kleine Gemälde, Skulpturen, Collagen, Installationen und Fotos machen den Reiz des Gegensätzlichen aus.
Die Werke der Künstler sind zeitkritisch, revolutionär, auflehnend, klagen an und sind teilweise sehr tiefgründig. Und was dem Betrachter sofort auffällt: Sie befassen sich kritisch und sehr individuell mit Themen wie Globalisierung, Krieg, Status der Frau in der Gesellschaft, Zerstörung der Umwelt und Oberflächlichkeit. Die Künstlerin Hanne Ide hat mit ihrer Collage, namens „Fluchtpunkt“ die Nöte und Ängste der Flüchtlinge bildlich umgesetzt. „Für mich liegt dieses Thema, das täglich in aller Munde ist, eigentlich auf der Hand“, sagt sie. Als Mitglied des Bad Wörishofer „Unterstützerkreises für Asylbewerber“ betrachtet sie es von mehreren Seiten und erzählt, dass bei diesem Engagement nicht nur Schlechtes, sondern auch viel Tröstliches erfahren hat.
Kuratorin Isolde Egger aus Frankenhofen wies in ihrer Laudatio auf den neuen Trend in der Malerei hin. Auf eine Mischung aus Figuration und Abstraktion. Will heißen: Die zuerst mit viel Mühe auf die Leinwand aufgebrachte Figur wird durch Brüche und Übermalung teilweise zerstört. So ließen die Darstellungen der „Jetztzeitkünstler“ die mehr als hundert Besucher der Vernissage staunen. Besonders fiel ihnen eine Riesen-Kartonagen-Installation auf, die mit witzigen Schlagworten und Schriftzeichen aus allen Epochen und Ländern versehen war. Lockere Sprüche und rätselhafte Symbole auf den schwarz-weißen Schachteln, sagten viel über die Gedanken und den humorvollen Charakter des „Turmschöpfers“ Stephan Rustige aus Wiggensbach aus. Sein begehbares, komödiantisches, buchstäblich „verschachteltes Lebenstheater“ ist sicher das High-light, der bis zum 24. April dauernden Ausstellung.
Die Kommentare der Vernissage-Besucher fielen recht unterschiedlich aus. Darin war man sich aber einig: Alle Kunstwerke strahlen eine wohltuende Ästhetik aus. Und sie stimmten auch der Vorsitzenden Claudia May zu, für die Kunst „der seelische und gedankliche Ausdruck eines Menschen ist“. (iss)
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