Ungewohnte, faszinierende Klänge in St. Justina in Bad Wörishofen
Erstmals gastierte das Festival „Musica Sacra International“ in St. Justina. Es zeigte sich, dass es Parallelen zwischen orientalischer Musik und westlichem Choral gibt.
Seit über 25 Jahren gibt es in Marktoberdorf und im Allgäu das Festival „Musica Sacra international“. In Konzerten und bei anderen Kulturveranstaltungen präsentiert das Festival hochkarätige Musik der Weltreligionen. „Musica Sacra International“ findet alle zwei Jahre, im Wechsel mit dem Internationalen Kammerchorwettbewerb, statt. Nach dem fulminanten Konzert des Kammerchorwettbewerbs im vergangenen Jahr gastierten die „MODfestivals“ in diesem Jahr erneut in Bad Wörishofen – erstmals mit einem Musica-Sacra-Konzert. Zwei christliche Musikgruppen konzertierten in der Bad Wörishofer Stadtpfarrkirche St. Justina. Es war ein höchst ungewöhnliches Konzert, wohl ein Novum in St. Justina.
Klassisch-orientale Musik klingt in St. Justina in Bad Wörishofen
Als Erstes trat das deutsch-irakische Ensemble Oriental Echo auf. Zum Ensemble gehören die in Bagdad geborene Sängerin Rita William, der Komponist und Arrangeur Rageed William und die syrische Qanun-Spielerin Rimonda Naanaa. Für westliche Hörgewohnheiten klang die klassisch-orientale Musik fremd. Es dauerte etwas, bis man sich einhörte, bis die vielen Kleinstintervalle und Zwischenintervalle einigermaßen vertraut waren. Dann jedoch öffnete Oriental Echo dem weltmusikaffinen Publikum in der Pfarrkirche St. Justina tatsächlich musikalische Welten. Mit großer musikalischer Kreativität deuteten die drei Musiker die zeitlos-christlichen Texte aus: Rageed William in verspielten Skalen und warmen, oft perkussiv anmutenden Klängen auf diversen traditionellen Blasinstrumenten, Rimonda Naana mit dem eindringlichen und virtuosen Spiel auf dem Zitherinstrument Qanun und die Sängerin Rita William mit ihrer hell klaren, mitunter aber auch tief warmen Stimme.
Nachdem das erste Ensemble von dem deutschen Gregorianik-Ensemble Vox Werdensis abgelöst worden war, blieb der Eindruck von frappierenden Gemeinsamkeiten: Texte, die in poetisch-dichter Sprache die christlichen Heilstaten preisen, klagend-bittende Anrufungen Gottes oder innigliche Gebete wurden erst von Oriental Echo, dann von Vox Werdensis vorgetragen.
Klanggewaltiger Gesang in St. Justina in Bad Wörishofen
Aber auch musikalisch waren Parallelen erkennbar, insbesondere in der instrumentalen Begleitung des Gesangs. Bei Vox Werdensis erklangen mittelalterliche Blas- und Zupfinstrumente, ebenso wie Perkussionsinstrumente. Sie stützten und begleiteten den klanggewaltigen Gesang der fünf Mitglieder der Schola, sie sorgten für den typischen „Drive“ und „Groove“ der mittelalterlichen Musik. Vox Werdensis gilt völlig zu Recht als international renommiertes Gregorianik-Ensemble.
Historisch informiert, auch wegen seines Leiters, des Gregorianik-Experten Stefan Klöckner, trugen die Sänger in beeindruckender Homogenität und vollendeter Klangschönheit die gregorianischen Vertonungen vor. Das Konzert war ein Abend einer höchst interessanten musikalischen Vielfarbigkeit und Vielstimmigkeit.
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