Wie Hilda Sandtner ihre Mitmenschen gesehen hat
Humorige Zeichnungen und schwäbische Sprüche der Mindelheimer Künstlerin standen im Mittelpunkt eines ganz besonderen Sommerabends im Mindelheimer Textilmuseum.
Einen Sommerabend im Museum hat Friederike Haber mit ihrem Team organisiert, bei dem die vielseitigen Talente der Stifterin des Textilmuseums Hilda Sandtner im Mittelpunkt standen. Geboten wurde viel Humoristisches, schwäbische Sprüche und Geschichten darüber, wie die Leute hier so sind und waren. Die fleißigen Helfer des Museums hatten für passende herzhafte Häppchen gesorgt und so stimmte das fröhlich, rustikale Ambiente im kleinen Colleghof.
Erinnerungen an die facettenreiche Künstlerin Hilda Sandtner
Friederike Haber stellte Hilda Sandtner und ihre vielseitigen Talente vor. "Sie war eine facettenreiche Persönlichkeit, leidenschaftliche Sammlerin, Museumsgründerin und eine unglaublich vielseitige Künstlerin, die sich mit großer Experimentierfreude der verschiedensten Techniken der Bildenden Kunst bediente", berichtete die Museumsleiterin.
An diesem Abend standen die weniger bekannten humoristischen Zeichnungen im Mittelpunkt. Hochdeutsch erklärt von Friederike Haber und schwäbisch kommentiert von Roland Peter, der die derben Sprüche Sandtners als echter Unterallgäuer gekonnt wiedergeben konnte. „Mit hintersinnigem Humor, ironisch, manchmal ein bisschen bissig und trotzdem immer wohlwollend, porträtierte Hilda Sandtner das Schwäbisch-Sein“, wie die Museumsleiterin es beschrieb. Wilfried Mütterlein bereicherte den Abend mit seinem Gesang und seinem Gitarrenspiel. Wolfgang Kastello und Edeltraud Wolf erzählen im zweiten Teil des Abends von typisch schwäbischen, lustigen Begebenheiten.
Ein Regenschauer zwang die Gäste in Mindelheim zum Umzug
Das Wetter sah zunächst noch freundlich aus, doch als ein Gewitter aufzog und Platzregen niederprasselte, zog die ganze Gesellschaft ins Innere des Museums um. Mütterlein sang ein Lied von den Störchen, die nicht nur die Kinder bringen würden, sondern, so stellte er es sich vor, auch die Seelen der Verstorbenen mit auf ihren Flug nehmen. Beim Lied über die "g'schupfte Nudla" sang das Publikum beim Refrain mit und in einem weiteren Stück sang er von der Sehnsucht nach Frieden.
In den Sprüchen von Sandtner, die sich immer für flache Hierarchien eingesetzt hätte, wurde über die Obrigkeit gelästert. Auch über Akademielehrer oder das Eheleben auf dem Lande hatte sie Passendes zu erzählen gehabt. Museumsmitarbeiterin Edeltraud Wolf berichtete in schwäbischer Reimform über Erlebnisse bei der Fahrt mit dem überfüllten Zug mit der Familie und darüber, dass sie als Kind immer nach Amerika wollte. Ihr Vater fuhr mit ihr nach Salgen und erklärte, das wäre Amerika, und heute wohnt sie dort, wie sie schmunzelnd zugab.
Wolfgang Kastello erklärte anschaulich, wie sich die Bedeutung schwäbischer Ausdrücke verändert, je nachdem wie sie ausgesprochen würden. Seine Großmutter konnte schlimme Strafandrohungen sehr liebevoll aussprechen und da hatte er als Bub auch keine Angst. Es ging um die verschiedenen Arten von „Hura“ und er hatte auch originelle Schimpfworte wie „Sausiach“ auf Lager. Die Gäste hatten viel zu schmunzeln und haben den vergnüglichen Abend genossen, bei dem sie ganz nebenbei noch eine Menge über Hilda Sandtner erfahren haben.
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