
Reizvolle Musica

Barockabend in Reuttis St. Margaretha
Unter der Leitung des mittelhessischen Kirchenmusikspezialisten Wolfgang Schult haben das Vokalensemble Arcani Musicali und die Instrumentalgruppe La Visione in Reuttis evangelischer Kirche St. Margaretha einen vorweihnachtlichen Barockabend geboten.
Schults Faible für die Aufführungspraxis der Vokalpolyfonie zwischen 1550 und 1800 bescherte der von Vereinen geförderten Musica Margaretha Reutti eine reizvolle Programmzusammenstellung. Selten gehörte Werke Alessandro Scarlattis mündeten schließlich in einem prächtigen Händel-Finale. Hier rückten die Sopranistinnen Nina Jakob und Barbara Tuczek, Altistin Christa Löffler, Tenor Bernhard Klement und Bassist Andreas Stiel Händels jugendliche Psalmenvertonung „Dixtus Dominus“ gemeinsam mit Chor und Instrumentalisten in seine virtuos-testamentarischen Zusammenhänge.
Das vom jungen Händel während eines dreijährigen Italienaufenthalts 1707 fertiggestellte geistliche Werk war in Reutti unterm spätgotischen Flügelaltar der Ulmer Schule schlüssig einem Erneuerer der italienischen Barockmusik gegenübergestellt.
Alessandro Scarlatti, Vater des Cembalovirtuosen Domenico, gilt als Vorbereiter der vorklassischen Epoche. Sein gleichfalls fünfstimmiges Spätwerk „Missa Santa Cecilia“ erklang in der „schönsten Dorfkirche der Welt“ wie aus einem Adventsguss. Und in der hautnahen Kirchenatmosphäre wurde bei den beiden Concerti die jeweils dreisätzige Abfolge mit Scarlattis wegweisendem Temposchema schnell – langsam – schnell auch in fugierter Fortspinnung zum wohldosierten Kammerbarock geleitet. (roma)
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