Realität in Reih und Glied
Die Ausstellung „Die Ordnung der Dinge“ in der Walther Collection ermöglicht neue Einblicke in die Sammlung – und die Fotografie an sich.
Avedons Serie ist ein Paradebeispiel für Serialität in der Fotografie: Er erzählt einen komplexen Zusammenhang in einfachen Bildern – und vermisst so die Welt neu. Um solche Positionen geht es der Ausstellung „Die Ordnung der Dinge“, die am Sonntag in Burlafingen eröffnet. Mit ihr macht die Walther Collection einen großen Schritt: War in den bisherigen drei Präsentationen fast ausschließlich afrikanische Fotografie zu sehen, bietet die neue einen anderen Blick auf die Sammlung des Ex-Investmentbankers Artur Walther. „Wir sehen hier die ganze Breite und Tiefe“, sagt Kurator Brian Wallis. Die Arbeiten kommen aus Europa, Nordamerika, Asien und Afrika, und entstanden zwischen 1850 und der Gegenwart.
Typologie, Klassifizierung und Serialität sind Konzepte und Anwendungen, die die Fotografie seit ihrer Erfindung begleiten. Wallis, ehemals Chefkurator am „Center of International Photography“ in New York, verweist auf die Standardisierung von Porträtfotos, die heute noch auf jedem Ausweis sichtbar ist. Im „Grünen Haus“ des Ausstellungskomplexes in Burlafingen finden sich noch andere Beispiele: Verbrecherkarteien des 19. Jahrhunderts etwa. Daneben ist die serielle Fotografie auch ein ideales Medium, um den Alltag zu dokumentieren. So wie bei dem US-Amerikaner Stephen Shore, der am 22. Juli 1969 einen Freund 24 Stunden lang begleitete und alle 30 Minuten fotografierte. Der Japaner Nobuyashi Araki führte 1993 eine Art fotografisches Tagebuch in 101 Bildern, die sich im ersten Stock des Gebäudes wie ein Fries durch die Räume schlängeln. Freilich ist „Alltag“ eine Frage der jeweiligen Person: Bei Araki, bekannt für seine Bondage-Fotografie, spielen nackte junge Frauen eine wohl größere Rolle als beim Durchschnittsmenschen. Aber dazwischen gibt es eben auch Wolken, Mahlzeiten oder ein Bild von der Katze. Normalität im Außergewöhnlichen: eine der stärksten Serien der Ausstellung, wenn auch eine nicht unbedingt jugendfreie. „Eine Art Vorgänger von Instagram“, nennt sie Kurator Wallis mit einem Augenzwinkern.
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