Eine Keramikscheibe gibt Rätsel auf
Grabungen am Irrgängle lassen tief in den mittelalterlichen Alltag blicken. Aber nicht alles passt zusammen.
Die wichtigen Erkenntnisse müssen nicht immer über Sensationsfunde kommen: Nie in seiner Berufstätigkeit habe er an einem archäologischen Befund die Sozialstruktur einer Wohngegend so ausgeprägt abgebildet erlebt wie bei der laufenden Grabung im Ulmer „Irrgängle“, sagt Jonathan Scheschkewitz, am Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart zuständig für Ulm. Deshalb sei die - noch bis Ende August laufende - Grabung im nur 122 Meter langen Irrgängle, einem offenbar seit Beginn der Bebauung von bescheidenen Handwerkern bewohnten Gebiet Ulms, eine besondere. Nach der Grabung wird an dieser Stelle mit dem Bau einer Quartiersgarage im Zuge der Sanierung des Wengenviertels begonnen.
Kleine Parzellen, zu jeder eine – außerhalb des ursprünglichen Kellers gelegene – Latrine gehörend, und Keller, die bis zur kompletten Zerstörung dieses Stückes Ulm in der Bombardierung des 17. Dezember 1944 benützt wurden: So präsentieren sich dem Archäologen die Mauern, die in vier Grabungsabschnitten freigelegt wurden. Große Trittwebstühle füllten enge Keller praktisch vollständig aus, mehrere sehr kleine Keller wurden deshalb mit dünnen Mauern erweitert, um noch einen weiteren Webstuhl unterbringen zu können. „Die Weber arbeiteten Rücken an Rücken“, erklärt Scheschkewitz. Trotz der Befunde sei das Irrgängle aber kein reines Weberviertel gewesen. Die Häuser waren zwischenzeitlich wohl immer wieder auch von anderen Handwerkern – Metzger oder Glaser beispielsweise – bewohnt. In einer bereits bei einem Umbau um 1650 geschlossenen und verfüllten Latrine wurden noch komplette Gefäße und Glas gefunden, doch ob Apothekergläschen und Schröpfkopf auf einen Apotheker, einen Bader oder einen Glaser hinweisen, der hier lebte, das bleibt zumindest zunächst offen.
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