Frauen zwischen Flatrate und Fertigkuchen
Schauspielerin Inka Meyer schafft es im Theater Neu-Ulm, Alltägliches, Shakespeare-Dramen und Emanzipation zu vereinen.
Wenn eine Intendantin mit einem Theater-Rezensenten ins Bett geht und dann Schluss macht, dann kann das nur üble Folgen haben: Der zerreißt natürlich die „Othello“-Inszenierung der Ex in seinem Blatt total. Diese Intendantin hat sowieso ihre Schwierigkeiten mit den weiblichen Figuren bei Shakespeare. Ophelia, Julia – das sind doch alles naive Teenies! Ihre Ideen wären ganz anderer Natur: Setzt einen männlichen Johannes von Orléans auf den Scheiterhaufen, köpft einen Marius Stuart! In solche Überlegungen hinein ruft die 15-jährige Nichte an. Ganz real hat sie sich auf der Internetseite Youtube gepostet, fast nackt, nur im rosafarbenen BH der Intendanten-Tante. Der Einbruch des 21. Jahrhunderts in ihre Renaissance-Revolutions-Gedankenspiele führt Inka Meyer zur Auseinandersetzung mit den Rollenmodellen von heute. Da bekommt Heidi Klum als „Model mit Mutterkreuz“ ihre Abrechnung. Emanzipation, das ist, wenn Frau dem neuen Lover den Fertigkuchen umdekoriert, damit der denkt, das Gebäck sei selbst gemacht. Braucht diese Gesellschaft nicht eine Trennungsagentur, die aus einem unglücklichen Paar im Handumdrehen zwei glückliche Singles macht, mit Super-Flatrate ab 22 Uhr zum halben Preis?
Meyer nimmt die Entwicklung der Emanzipation in den vergangenen 40 Jahren aufs Korn – und parallel dazu das moderne Theater. Nicht nur menschliche Dramen dürfen zählen, nein, der Hundehaufen auf dem Gehweg sollte als Ausdruck tierisch-kulturellen Schaffens gesehen werden. Aber wie kann eine Erdbeere ihre politische Einstellung ausdrücken?
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