
Uni-Lehrstühle ziehen auf den Münsterplatz

Wie Ralf Milde mit ungewöhnlichen Sitzmöbeln auf das Jubiläum der Institution aufmerksam machen will.
Für den Anfang haben sich die Uni Ulm und Ralf Milde die wahrscheinlich leichteste Aufgabe ausgesucht – die Zahnmedizin. Der „Kulturmacher“ widmet sich zum 50. Geburtstag der Universität einem Projekt, das die Institution in der Innenstadt sichtbar machen soll: Für jeden der zehn Fachbereiche soll ein speziell gestaltetes Sitzmöbel, ein sogenannter „Stiftungs-Lehrstuhl“, auf dem östlichen Münsterplatz aufgestellt werden. Und im Fall der Zahnmedizin wird dieser aussehen wie ein riesiger Backenzahn, dem eine Ecke fehlt.
Die Idee zu „Ulmer Lehrstühle – Unichairs go downtown“ ging von der Bildungseinrichtung selbst aus, die sich aufgrund ihrer Randlage in der Stadt bisweilen etwas schwer damit tut, von der breiten Bevölkerung wahrgenommen zu werden, auch im Jubiläumsjahr. Die Verantwortlichen gingen auf Milde, unter anderem bekannt für seine Spatzen- und Löwenmensch-Skulpturen, zu. Für ihn eine ungewöhnliche Erfahrung: „In der Regel fallen mir die Dinge selbst ein.“ Milde entwickelte daraufhin das Konzept der Lehrstühle. Von der Uni gibt es für diese nur einen pauschalen (und vertraulichen) Betrag, bei der Gestaltung hält der Künstler und Kulturberater Rücksprache mit den jeweiligen Fachbereichen, bei der Finanzierung hat er freie Hand. Realisiert werden können die Sitzmöbel immer nur dann, wenn sich ein Stifter gefunden hat. Daher auch der Name „Stiftungs-Lehrstühle“. Kosten sollen sie jeweils maximal 10000 Euro.
Die Stiftersuche war beim Backenzahn Milde zufolge recht einfach: Peter Brehm vom Sendener Zahntechnik-Unternehmen Bredent hat zugeschlagen. „Das Kunstwerk soll bewusst machen, dass Gesundheit im Mund beginnt“, sagt der Unternehmer. Bislang sind von dem Stuhl nur die Einzelteile fertig. Die wasserfesten, weiß lackierten Verbundholzplatten liegen in Mildes Werkstatt am Kienlesberg. Sie sollen am kommenden Mittwoch, 26. April, am östlichen Münsterplatz unter Mithilfe von Zahnmedizin-Studierenden zusammengefügt werden. Das gefällt Professor Alexander Schramm, Ärztlicher Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Uni. „Jeder Zahnmedizin-Student schnitzt am Anfang Zähne aus Gips oder Wachs.“ Gegen 17.30 Uhr soll der fertige Stuhl dann enthüllt werden, begleitet von feierlichen Worten der Professoren.
Der Zahn soll laut Milde die „Ouvertüre“ für das Projekt sein, das möglichst zum Ende des Jahres fertig werden soll. Dann sollen zehn Stühle nebeneinanderstehen, jedenfalls für eine gewisse Zeit: Danach können die Stifter entscheiden, was mit den Stücken passiert. Die Arbeit an den fehlenden Möbeln hat aber gerade erst begonnen, wobei Milde zugibt, dass die Visualisierung von Fachbereichen wie Wirtschaftswissenschaften oder Informatik schwieriger werden könnte. „Da gibt es thematisch ein paar Klippen, aber wir sind dran“, betont er. „Wir haben bis zum Ende des Jahres Zeit.“
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