Erfahrungsberichte: So kommen E-Autofahrer in Neuburg zurecht
Die Zahl der zugelassenen E-Autos im Raum Neuburg steigt stetig an. Doch was bedeutet es, mit einem Stromer unterwegs zu sein? E-Auto-Besitzer aus der Region berichten.
Man muss realistisch bleiben: Das Thema ist nach wie vor eine Randerscheinung. Von 66.364 Fahrzeugen, die in diesem Jahr im Kreis Neuburg-Schrobenhausen zugelassen sind, fahren gerade einmal 920 mit einem Elektromotor. Doch blickt man auf die Entwicklung der vergangenen Jahre, wird deutlich: Die Elektromobilität ist auch in der Region auf dem Vormarsch. Zum 1. Januar 2018 waren es gerade einmal 68 E-Fahrzeuge. In den vergangenen vier Jahren hat sich diese Zahl mehr als verdreizehnfacht. Gleiches gilt für Hybridfahrzeuge. Und die Entwicklung weg vom Verbrenner hin zum E-Antrieb wird weitergehen – erst recht nach dem angekündigten Verbrenner-Aus in der EU ab 2035. Doch wie ist es eigentlich, mit einem E-Auto im Raum Neuburg zu fahren? Was läuft im Alltag gut, und was nicht?
Fabian Mattick fährt seit einem Jahr elektrisch. Der 31-jährige Neuburger hat sich einen Honda e zugelegt und legt damit jeden Tag den Weg zur Arbeit in Rain zurück. Im Sommer kann er mit einer Akkuladung knapp 200 Kilometer fahren, im Winter nur 110 Kilometer. Eine solch geringe Reichweite in der kalten Jahreszeit sei das „größte Manko“, sagt Mattick, der Vorsitzender des Kreisjugendrings Neuburg-Schrobenhausen ist.
Seinen Strom lädt er zu 100 Prozent an den öffentlichen Ladestationen in Neuburg, da es für ihn, mit einer Wohnung, nicht möglich ist, zu Hause – etwa an einer Wallbox – zu laden. „Das ist dadurch leider finanziell teurer, da mit 41 Cent pro Kilowattstunde dies um etwa zehn Cent pro Kilowattstunde teurer ist, als wenn ich die Möglichkeit hätte, zu Hause zu laden“, sagt Mattick. Dazu kommen pro Ladevorgang noch 58 Cent Ladegebühr. „Interessant wäre hier, ob die Stadtwerke Neuburg nicht ein Einheimischen-Modell anbieten könnten, etwa mit einer Ladekarte, mit der man zu den Konditionen des eigenen Stromvertrages, welchen man ja eh schon bei den Stadtwerken hat, laden könnte.“ Außerdem habe Mattick festgestellt, dass viele die E-Ladestationen als Parkplätze nutzen und nur die Parkuhr vordrehen. „Hier wäre eine Blockiergebühr, wie sie an fast allen anderen Ladestationen existiert, sinnvoll.“
Usman Ali ist seit Ende März in einem Elektroauto unterwegs. Mit seinem Tesla fährt der Neuburger jeden Tag zu seiner Arbeit in Ilmendorf. Seine bisherigen Erfahrungen nach 8000 elektrischen Kilometern seien „sehr gut“ – und das, obwohl der 33-Jährige vor seiner Wohnung in der Neuburger Altstadt sein Auto nicht laden kann. Auch einen öffentlichen Ladepunkt vermisst Ali in der Oberen Altstadt – überhaupt hat er sein Auto in den vergangenen Monaten kein einziges Mal in Neuburg geladen. Stattdessen kann er sein Fahrzeug an seiner Arbeitsstelle aufladen. Ali ist er der Meinung, dass es mehr öffentliche Lademöglichkeiten brauche, auch im Raum Neuburg. Verbessert sich diese Infrastruktur, würden sich auch mehr Menschen ein E-Auto zulegen, ist Ali überzeugt. Unter seinen aktuellen Bedingungen hätte er sich eigentlich kein E-Auto zugelegt, sagt er. Mit der Möglichkeit, in der Arbeit zu laden, kommt Ali jedoch gut durch den Alltag.
Gute 400 Kilometer Reichweite seien mit einer Akku-Ladung in der Praxis realistisch. Zweimal ist er elektrisch in den Urlaub gefahren – einmal hin und zurück 800 Kilometer weit, einmal 1200 Kilometer. Die Fahrten seien „relativ entspannt“ verlaufen. Da Ali ohnehin spätestens alle zweieinhalb Stunden eine Pause einlegt, konnte er dies gut mit dem Aufladen verbinden. Dafür steuerte er die sogenannten „Supercharger“, also Schnellladesäulen, von Tesla an. An solchen dauere es keine 20 Minuten, bis der fast leere Akku wieder zu 80 Prozent gefüllt sei. Auf die letzten 20 Prozent verzichtete er in der Regel. Die würden am längsten dauern, nämlich noch einmal 20 Minuten, berichtet Ali. „Lieber habe ich später noch eine Pause eingelegt.“
Norbert Mayr hat Mitte Mai sein E-Auto bekommen – ein Cupra Born. Der Weicheringer lädt seinen Strom-Flitzer überwiegend zu Hause, über seine hauseigene Solaranlage. An Tankstellen und den Preisschildern fahre er mit einem Grinsen vorbei. „Wir sind unabhängig, zumindest im Sommer“, sagt der 28-Jährige. Besser könne man den selbst produzierten Strom nicht nutzen – erst recht angesichts der steigenden Energiepreise. „Und man weiß ja nicht, wie sich die Preise weiterentwickeln.“ Neben dem Stromer besitzt Mayr noch ein Diesel-Auto, doch das stehe überwiegend. Aus „Kosten- und Spaßfaktoren“, wie Mayr sagt. In die Arbeit nach Donauwörth kommt er jeden Tag elektrisch. Dabei genieße er das leise Dahingleiten und die Kraftentfaltung beim Überholen.
Das Angebot an öffentlichen Ladepunkten in der Region bezeichnet er als „in Ordnung“. In seiner Heimatgemeinde Weichering gibt es zwar keine Stelle – aber Mayr lädt ja ohnehin zu Hause. Ansonsten profitiere man in der Region auch vom Automobilriesen Audi, der Ladepunkte zur Verfügung stellt. Woanders, etwa im Eichstätter Raum, schätzt er das Angebot als eher „mau“ ein, dort gebe es mehr Handlungsbedarf als im Neuburger und Ingolstädter Raum, so Mayr. Was er sich jedoch auch vor Ort wünschen würde, wäre eine bessere Ausschilderung der bestehenden Ladepunkte. Natürlich könne man dafür Apps verwenden, trotzdem würden entsprechende Schilder die Suche erleichtern, ist Mayr überzeugt.
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