Ein herrliches Durcheinander
Neuburg Köstlicher Zickenkrieg im Krankenhaus, eitle Herzensbrecher mit neckischem Gockelgehabe, eine schrullige Lady und ein skurriler Ermittler. Das alles verpackt in eine abstruse Geschichte, wie sie das Leben mangels Phantasie niemals schreiben könnte. Was will man mehr von einem unterhaltsamen, geistreichen Theaterabend erwarten?! All das bietet das Neuburger Ensemble "Mimenfeld" in seiner aktuellen Produktion "Das Mörderspiel" aus der Feder von Axel Bungert.
Lediglich dem Titel nach mutet das Stück wie Nervenkitzel an. Wer Gänsehaut erwartet, sieht sich bei dieser Kriminal-Groteske einigermaßen aufs Glatteis geführt. Stattdessen sind Lachmuskeln und Zwerchfell die Angriffspunkte des gnadenlos-komischen Geschehens.
Dabei gehen die intelligente Textvorlage des Autors, deren treffende Interpretation durch den Regisseur und die schauspielerisch glänzende Umsetzung harmonisch Hand in Hand. Die hervorragende Gesamtleistung reicht verdächtig nahe an Profi-Niveau! Keine Frage: "Mimenfeld" hat sich in wenigen Jahren in der örtlichen Theaterlandschaft bestens platziert, was die aktuelle Produktion einmal mehr belegt. Am Anfang steht der Zickenterror vierer Patientinnen, am Ende der geballte Wahnsinn. Dazwischen soll der Mord an der hochmütigen Bürgermeistergattin Cordula Ufermann (absolut köstliche und vortreffliche Diana Strassburg) aufgeklärt werden. Regisseur Andreas Grün lässt seinen Figuren viel Spielraum, sich zu entfalten. Deren schauspielerisches Selbstbewusstsein, ihre komischen Talente und eine Fülle von originellen Regie-Einfällen zählen zu den großen Stärken der Inszenierung. So etwa die Vernehmung der Mordverdächtigen in Form von Rückblenden. Dialogwitz und Pointen folgen punktgenau Schlag auf Schlag. Die Geschichte ist ständig im Fluss, die Aufführung wie aus einem Guss.
Andrea Seibold läuft als Simulantin Irma Rauhbein zur absoluten Hochform auf. Ihre Ausdrucksfähigkeit ist brillant und sie beweist, dass sie jeder Zoll eine große Komödiantin ist - wie man sie im Übrigen früher auch schon als Mimin im tragischen Fach schätzen gelernt hat. Neben der überheblichen Cordula Ufermann teilen auch die Journalistin Kerstin Schwarz (Sabrina Einmüller gibt sie geheimnisvoll-distanziert) und die Studentin Annika Schmal (eine entwaffnend leidenschaftliche Ariane Huber-Tadayon) das Krankenzimmer mit ihr. Wer solche Ärzte hat, wie es Dr. Margarete Amgrau und Dr. Markus Heiler sind, braucht mehr als nur einen Schutzengel. Ulrike Singer und Volker Hahlbohm geben ein medizinisches Duo Infernale, spielen ihre ausgeprägten Charaktere umwerfend komisch und herrlich überzeichnet. Hahlbohm ist drollig anzusehen, wie er burlesk die Frauen umgarnt, und Singer drückt allein mit herabgezogenen Mundwinkeln soviel Frustration aus, dass der Zuschauer zwischen glucksendem Lachen und aufrichtig empfundenem Mitleid schwankt.
Vom kleinen Finger bis zur Zehenspitze versteht es Uwe Pojda, zu schauspielern. Körpereinsatz und Körpersprache des Bürgermeister-Darstellers, ja sein gesamtes Agieren, sind zu jeder Zeit stimmig und wohldosiert. Enorme Wandlungsfähigkeit beweist Manuela Kellner in der Rolle der wenig zimperlichen Krankenschwester Sabine.
Deren anfangs mühsam kontrollierte Zurückhaltung explodiert schlagartig und lässt Kellner zur Furie mutieren. Und Maurizio Pirrone greift als Kommissar von Weit im Trenchcoat zwar das Klischee vom Inspektor Columbo auf, entwickelt aber seinen ganz eigenwilligen Stil und wächst über den TV-Ermittler hinaus. Am Ende ist alles völlig anders, als erwartet. Im furiosen Finale überschlagen sich die Ereignisse auf halsbrecherische Weise und gipfeln in einem brüllend komischen Showdown, der selbst das Groteske regelrecht ad absurdum führt. Was will Theaterunterhaltung mehr?!
Info: Weitere Aufführungen am 22./23./24. April, 20 Uhr im Seminartheater. Kartenvorverkauf im Bücherturm.
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