Hillclimber des MCN lieben es steil bergauf
Neuburg/Obersaxen Strömender Regen und ein dementsprechend aufgeweichtes Fahrerlager erwartete die drei Hillclimber des Motorclubs Neuburg bei ihrer Ankunft in der Schweiz. Als dann Michael Kluy, Matthias Behr und Michael Gail den Steilhang besichtigten, den sie an den nächsten zwei Tagen bewältigten mussten, sträubten sich bei allen leicht die Nackenhaare. Schon im Vorfeld stand fest, dass sich bei diesen Bedingungen keine rekordverdächtigen Weiten erzielen lassen würden und jeder Starter war froh, wenn er gesund unten ankam.
Der erste Wettbewerbstag brachte dann eine überraschende Wetterbesserung und die über 300 (!) Hillclimber aus ganz Europa "kraxelten" - teilweise auf allen Vieren - den "Kartitscha-Hill" unterhalb einer Seilbahntraße hinauf, um die richtige Spur ausfindig zu machen. 235 Meter lang ist dieser gefürchtete Steilhang mit einer Höhendifferenz von unglaublichen 115 Metern und einer maximalen Steigung von 141,5 Prozent. Hinzu kommt, dass man vom Start weg nicht voll beschleunigen kann, da vor einer quer zum Hang verlaufenden Straße auch noch zwei "Kamelbuckel" für raketenhafte Luftsprünge und damit verbundene gewaltige Abgänge sorgte. Damit wollte der Veranstalter die Flugeinlagen über die Wegtrasse etwas einbremsen, die sich ohne die riesigen Bodenwellen in einer Höhe von bis zu vier Metern über dem Meeresspiegel abspielen würden. Ab der Straße ging's dann in den Steilhang, der ohne Motorrad schon gewaltigen Respekt einflößt.
230 Starter hauten sich in der Cross-Enduro-Klasse sowie in der "Fun-Kategorie" in den Wettbewerb. Lustig anzusehen waren nicht nur die Verkleidungen der Piloten, sondern auch die der Maschinen, wenn diese nach diversen Stürzen nicht den Rückweg mit der installierten Holzrückebahn nahmen, sondern endlos lang den Berg hinunter kullerten. Nach dieser Programm-Bereicherung für die tausenden von Zuschauern kamen die 80 Teilnehmer der "Open-Klasse" dran, in der die drei Hillclimber des Motorclubs Neuburg antraten.
Zum ersten Mal in der Schweiz am Start: Michael Gail aus Kösching, der in früheren Zeiten schon unter der Flagge des MCN Trialsport betrieben hat. Gail bekam seine mangelnde Erfahrung bald zu spüren. Trotzdem "krabbelte" er mit seiner Spezial KTM 360 eine Distanz von 55 Meter den Berg hinauf, was ihn zwar nicht in die Finalläufe brachte, dafür aber immerhin den 54. Platz. Matthias Behr kam mit einer komplett neu aufgebauten BEMO-Spezialmaschine an den Start und katapultierte sich im ersten Lauf mit einer Weite von 95 Metern auf den 22. Platz.
Michael Kluy, der im vorigen Jahr an diesem Hang mit einem kapitalen Motorschaden die Segel streichen musste, wollte eigentlich heuer "nur" ankommen. Die Platzierung hingegen sei ihm nicht so wichtig. Doch er schraubte sich mit seinem Spezialgerät und dem eingepflanzten Hondamotor (Baujahr 1983 !) auf 109 Meter und belegte den ausgezeichneten 17. Platz inmitten der europäischen Hillclimber-Meute.
Für den zweiten Qualifikationslauf, aus dem die besten 35 weiterkamen, wurden an der BEMO von Behr noch einige Abstimmungsarbeiten durchgeführt - und prompt schaffte der jüngste Behr mit 123,9 Metern den 22. Platz. Michael Kluy ließ nichts mehr anbrennen, stellte sein Gerät knapp vor 125 Metern ab und belegte Rang 20 unter den Halbfinalisten.
Der Hang wurde während des Europameisterschafts-Laufes immer besser befahrbar und für den zweiten Wettbewerbstag hatte sich die "Wilden Kerle AG" viel vorgenommen. Michael Kluy nahm das Angebot eines Fahrerkollegen dankend an, dessen Spezialreifen mit vulkanisierten Schaufeln auszuprobieren. Bei kleinen Testfahrten am Samstagabend hinterließ "Michels Schaufelbagger" einen sehr guten Eindruck und der Installateur träumte ausgiebig von großen Weiten am "Karitschahill".
Und der Traum wurde war, denn Kluy arbeitete sich, große Dreckfontänen hinter sich hinausschleudernd, 154 Meter den Hang hinauf, was ihm den ausgezeichneten 15. Platz im Gesamtergebnis der "European Championship 2007" in Obersaxen einbrachte. Behr legte bis zur 122-Meter-Marke einen fehlerfreien Ritt hin, bis ihn das Glück verließ und ein Kurbelwellen-Schaden seinen Gipfelsturm abrupt abbremste. Besonders bitter, denn eine Woche vorher musste er denselben Schaden beim "Erzberg-Rodeo" verbuchen. Nun nimmt er eine Auszeit und überlegt, welches Aggregat er seiner Hillclimbing-Maschine für die zukünftigen Unternehmungen am Hang einpflanzen soll.
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