
Ein Café im Neuburger Stadtmuseum?

Plus Bärbel Bergbauer würde gerne im Weveldhaus ein Café betreiben. Mittlerweile haben sich auch Altstadtbewohner eingeschaltet.

Wenn Bärbel Bergbauer vor dem Stadtmuseum in der Neuburger Altstadt steht, dann prangt vor ihrem geistigen Auge „Das Weveld“ an dem historischen Gemäuer. So könnte das Café in Anlehnung an das Haus heißen, das sie im Erdgeschoss gerne betreiben würde. In dem Ausstellungsraum gleich rechts neben dem Eingang würde sie Kaffee, Kuchen, Frühstück und eine kleine Auswahl an Mittagsgerichten servieren, im Foyer soll eine Espressobar zu einem schnellen Stelldichein einladen. Der Eingangsbereich würde sich aber auch für Kulturveranstaltungen, Konzerte und legere Feierabendtreffen anbieten, wie es sie schon in ihrem früheren Café, dem Tavolino, gegeben hat. Dieses musste sie Mitte dieses Jahres wegen Unstimmigkeiten mit dem Vermieter aufgeben.
Bärbel Bergbauer lebt gerne in der Altstadt und würde dort auch gerne wieder arbeiten. Doch so einfach, wie sie sich anfangs den Umzug vorgestellt hatte, ist die Sache nicht. Denn insbesondere der Historische Verein, der die Räume seit 2005 für das Stadtmuseum nutzt, hegt Bedenken gegen das Vorhaben. So ist mittlerweile fast ein Jahr ins Land gezogen, in dem zwar viel über die Vor- und Nachteile eines Museumscafés gesprochen wurde, eine Entscheidung dafür oder dagegen aber bislang nicht gefallen ist.
Café im Stadtmuseum: „Würde frischen Wind bedeuten“
So manchem Altstadtbewohner, der gerne wieder ein kleines, beschauliches Café vor der Haustüre hätte, dauert die Diskussion mittlerweile zu lange. Sie verstehen nicht, warum sich die Stadt als Eigentümer und der Historische Verein als Mieter so zögerlich zeigen. „Ein Museumscafé würde frischen Wind für das Stadtmuseum und die Altstadt bedeuten und ohne Zweifel mehr Besucher bringen“, schreibt etwa Heike Ermel in ihrem Appell an Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und die Stadträte. Sie ist damit nicht die Einzige, die sich für ein Café im Stadtmuseum starkmacht. Auch Ursula Kober hat sich schriftlich an die Stadtverwaltung gewandt. „Unser feines, kleines Museum liegt mir sehr am Herzen. Die angedachte Gastronomie wäre eine große Bereicherung, das Gebäude und der Garten bieten sich perfekt an.“ In ihrem Naturkostladen am Schrannenplatz hat sie eine Liste ausgelegt, auf der sich Kunden für ein Museumscafé eintragen konnten. Auch andere Freunde und Unterstützer von Bärbel Bergbauer haben Unterschriften gesammelt. Über 200 Einträge sind dabei zusammengekommen, die die Initiatoren am heutigen Montag dem Oberbürgermeister überreichen.
Doch so einfach, wie es auf Außenstehende wirken mag, ist es nach Ansicht des Historischen Vereins nicht, im Weveldhaus ein Café zu errichten. Vorsitzender Michael Henker fallen eine ganze Reihe von Fragen ein, die bis dato nicht zur Sprache kamen: Wie wird die Küche belüftet, in der es aktuell weder ein Fenster noch eine Lüftungsanlage gibt? Wer haftet für Schäden im Museum, die ein Caféhausgast anrichtet? Wer kümmert sich um die Reinigung der WC’s, die zum Museum gehören, aber natürlich auch von den Gästen des Cafés benutzt werden? Wie sieht das Müllkonzept aus? Michael Henker hätte gerne Antworten auf alle diese Fragen, insbesondere von Bärbel Bergbauer. „Aber mir liegt bis dato kein Betreiberkonzept von ihr vor, und das macht mich skeptisch“, äußert er seine Bedenken. Darüber hinaus will Henker nicht ohne Weiteres auf den Sonderausstellungsraum verzichten. „Wenn uns die Stadt dafür eine Alternative innerhalb des Hauses anbietet, dann können wir darüber reden.“ Henker betont, dass er grundsätzlich ein „hundertprozentiger Befürworter einer Gastronomie in Museen“ sei, dafür müssten aber die Voraussetzungen passen. Im Neuburger Stadtmuseum sehe er diese nicht gegeben bzw. nur schwer umsetzbar. Gleichwohl würde er sich einer Diskussion nicht verschließen – vorausgesetzt, alle Beteiligten würden ihre Hausaufgaben machen.
Oberbürgermeister kann sich Café im Stadtmuseum vorstellen
Während Michael Henker das Vorhaben also skeptisch sieht, bezeichnet sich OB Bernhard Gmehling als „Verfechter der Idee“. „Ich könnte mir das wunderbar vorstellen“, sagt er, denn ein Café würde seiner Meinung nach auch mehr Besucher ins Museum locken. Die Besucherzahlen sind in der Tat alles andere als berauschend und lassen sich an den meisten Öffnungstagen an ein, zwei Händen abzählen. Nichtsdestotrotz hat Gmehling bei dem Vorhaben auch Bauchschmerzen, und die haben vor allem mit der Küche zu tun: Denn im Augenblick gibt es im Stadtmuseum nur eine Teeküche. Inwiefern diese aufgerüstet werden müsste, prüfen im Augenblick die Mitarbeiter des Bauamts. Sollte ein Eingriff in die Substanz des barocken Palais aus dem 16. Jahrhundert notwendig werden, etwa für den Einbau einer Lüftungsanlage, würde das die Denkmalschutzbehörde auf den Plan rufen. Das würde den Umbau nicht nur kompliziert, sondern auch teuer machen. Selbst wenn unter diesen Gegebenheiten die Stadt und der Historische Verein ihr Einverständnis geben würden, bliebe nach den Worten von Gmehling aber eine Frage offen: Darf die Stadt das Café dann überhaupt unmittelbar vergeben oder müsste sie den Gastrobetrieb öffentlich ausschreiben?
Ähnlich wie Gmehling sieht auch Museumsleiter Michael Teichmann die Sache. Er findet die Idee zwar „grundsätzlich gut“, teilt aber die Skepsis hinsichtlich eines Umbaus. Weil er sich darüber hinaus auch ungern von einem seiner Ausstellungsräume trennt, wirft er einen Vorschlag in den Ring, der von einem ganz anderen Kaliber ist: ein moderner Anbau in Richtung Garten. Doch egal ob Anbau oder Umbau: „Wenn eine solide Planung vorliegt, werden wir uns nicht verschließen.“
Lesen Sie dazu den Kommentar "Café im Stadtmuseum? Mehr als ein Café-Konzept" von Claudia Stegmann.
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