Heinz Becker aus Neuburg ist 100 - und kein bisschen müde
Heinz Becker aus dem Neuburger Stadtteil Laisacker feiert einen dreistelligen Geburtstag. In den vergangenen hundert Jahren hat der Jubilar viel erlebt. Wie hält er sich fit?
Jeden Morgen noch im Bett eine halbe Stunde Gymnastik, dabei jede Übung mit 50 Wiederholungen. Zusätzlich zwei Mal am Tag jeweils eine halbe Stunde auf dem Hometrainer. Jeden Tag. Bewegung scheint wirklich jung zu halten. Oder wie sonst ist der Zustand von Heinz Becker zu erklären? Geistig und körperlich fit hat der Laisackerer nun seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Ein Neuburger ist 100 geworden: Noch immer dichtet Heinz Becker
Aber es ist ja nicht nur der Sport, der den ehemaligen Bergmann so gesund hält. Noch immer dichtet er und gibt seine selbst verfassten Liedtexte zum Besten. Und fragt man seine Kinder, Enkel, Urenkel und Ururenkel, woher sie ihre Musikalität haben, sagen alle „von unserem Vater, Opa, Uropa und Ururopa“. Viele Jahre hat er Akkordeon gespielt und dazu gesungen. Nur einmal hat er seinen Gesang verweigert. „Das war unter Hitler. Beim Waffenreinigen sollte ich singen.“ Für die Nazis hat er das nicht getan und dafür sogar Schikanen hingenommen.
Im Dortmunder Stadtteil Nette am 19. Juli 1920 geboren, kam Heinz Becker nach der Schule 1934 als 14-Jähriger zur Ausbildung in die Landwirtschaft.In Schleswig-Holstein wurde er zum Melker ausgebildet. Wobei Ausbildung das falsche Wort ist. „Wir wurden als billige Arbeitskräfte ausgenutzt.“ Dann kam mit Kriegsbeginn der Einzug in die Wehrmacht. Becker erinnert sich. „Unsere eigenen Bomber haben Schleswig-Holstein bombardiert, dann wurden die Dänen dafür verantwortlich gemacht und damit die Besetzung gerechtfertigt.“ Heinz Becker hat den gesamten 2. Weltkrieg als Soldat erlebt. Eine Ausbildung zum Unteroffizier lehnte er ab. Auch dafür musste er Repressalien über sich ergehen lassen
In Russland hat er sich beide Füße erfroren. In Italien stellte er sich den Englischen Truppen und kam als Kriegsgefangener nach Ägypten. Erst vier Jahre später durfte er als Spätheimkehrer in seine Heimat zurück. Kurz darauf war Heinz Becker schnell verheiratet, hatte auch bald Kinder war aber schnell wieder geschieden. Es passte nicht.
Geburtstag in Neuburg: Heinz Becker hat sechs Urenkel und zwei Ururenkel
Beckers Bruder, der in Gietlhausen verheiratet war, lud ihn zu einem Besuch ein. So lernte Heinz Becker seine Elisabeth kennen. Sie heirateten in Dortmund und lebten dort, bis Heinz Becker als Bergmann 1974 in Rente ging. Da seine Frau Sehnsucht nach ihrer Heimat hatte, zogen die beiden nach Neuburg zurück. Seither wohnten die Beckers im Ortsteil Laisacker. 2003 starb Ehefrau Elisabeth.
Heinz Becker lebt heute bei seiner Tochter Gudrun. Zur Geburtstagsfeier ist die große Verwandtschaft aus Nah und Fern zusammen gekommen. Heinz Becker hat drei Kinder, sechs Enkelkinder, sechs Urenkel und zwei Ururenkel. Zeitweilig lebten sogar fünf Generationen unter einem Dach.
Zu seinem 100. Geburtstag hat Becker einen Liedtext geschrieben. Ein Liebeslied an Neuburg, aus Dankbarkeit, wie er sagt, „weil es hier so schön ist“. Der einfache Titel: „Die Liebe“.
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