Feinster Humor: Martin Frank beweist sich im Schlosshof als Alleinunterhalter
Kabarettist Martin Frank kombiniert in seinem neuen Programm "Einer für alle - Alle für keinen" trockenen Humor mit Gesellschaftskritik – und singt ganz nebenbei Opern.
Zwei Konzerte in Neuburg, eines davon ausverkauft – der niederbayerische Kabarettist Martin Frank aus Hutthurm bei Passau ist nicht nur in Neuburg ein gerngesehener Gast. Kein Wunder, mausert sich der Mann mit dem trockenen Humor doch langsam in den bayerischen Kabarett-Himmel, wenn er in seinem Programm nicht mehr nur seine Mitbürger und Mitbürgerinnen mit geschultem Auge karikiert, sondern auch mit feinstem Humor Gesellschaftskritik in sein Programm „Einer für alle - Alle für keinen“ einfließen lässt.
Franks Auftritt war schon vor drei Jahren im Neuburger Kolpingssaal ein wahrer Genuss. Mit seiner Mischung aus Operngesang, niederbayerischem Humor (gibt‘s den überhaupt) und einer beeindruckenden Gabe, seine Mitmenschen zu beobachten, hat er sein Publikum schnell in der Tasche. Natürlich geht‘s oft um die Oma, die Familie auf dem Bauernhof und natürlich ihm als Bauernbub in der großen Stadt München.
Das bleibt auch in diesem Programm – zum Glück! – so, allerdings mischt sich eine tiefgründige Note unter die wunderbar witzigen Anekdoten. Ja, ja, lange „stand der Covidl vor der Haustür“ und hat auch Franks Leben gewaltig durcheinandergebracht. Er wurde arbeitslos, immerhin zählen Künstler nicht zu systemrelevanten Berufen („Hauptsache man schützt die Fußballer“). Wie diese Unterscheidung überhaupt funktioniert, ist einfach: „Woher weiß man, dass man einen systemrelevanten Beruf hat? Dass man nicht davon Leben kann“ (Bravo-Rufe aus dem Publikum).
Kabarettist Martin Frank kommt auf die Neuburger Bühne
Weder Homeschooling (ja, was war denn noch mal ein Temporaladverbial?) noch Lockdown („die Idylle war nach drei Tagen vorbei“) sind vor dem Kabarettisten sicher, leidenschaftlich schimpft Frank über die fehlende Empathie im Land und bedient sich dabei auch brisanter Beispiele, wie die Klage eines Mannes gegen Frauenparkplätze in Eichstätt. Dabei wird Frank nicht zum eintönigen Jammerlappen, ganz im Gegenteil! Der 30-Jährige versteht es meisterhaft, seine Kritik mit einer Sprachakrobatik zu verbinden, die eine gewisse Entwicklung nach sich zieht: Man lacht aus vollem Halse, verstummt kurz, wird nachdenklich und applaudiert final umso begeisterter, wenn man die Botschaft hinter der Pointe begreift.
Martin Frank singt sich die Seele aus dem Leib, grantelt, scherzt und widmet ganz nebenbei seinem Lieblingsgetränk, dem Kaba, eine Arie. „Wir leben im Plem-Plem-Land“ resümiert er, als er auf die Idee eingeht, eine tierwohlfreie Sprache einzuführen. Dann dürfe es nicht mehr heißen, „ich zieh dir das Fell über die Ohren“, sondern „ich helfe dir beim Ausziehen“. Die Zuhörer und Zuhörerinnen biegen sich vor Lachen.
Man fühlt sich so herrlich verstanden von dem Kabarettisten aus Niederbayern, der nicht müde wird, auch sein Publikum nach deren Befinden zur Pandemie zu befragen. Der von alten Nudeln im Strömungskanal und Geheimcodes auf Friedhöfen erzählt. Und der den Frust über die Missstände der Pandemie – wer kennt ihn nicht – lustvoll in pointierte und befreiende Komik verpackt. Chapeau vor diesem feinsinnigen Humor!
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