Kita-Leiter mit 26: Dieser Neuburger bricht mit allen Klischees
Plus Seit diesem Kita-Jahr leitet Marcel Gomez die Kinderkrippe Forscherkiste – mit 26. Der Neuburger bekam als männlicher Erzieher früh Gegenwind, jetzt bricht er mit allen Klischees.
Wie stellt man sich einen Mann vor, der mit 26 Jahren eine Kita leitet? Was auch immer in den Sinn kommt – Marcel Gomez dürfte, rein äußerlich, den Erwartungen widersprechen. Der Neuburger hat einen durchtrainierten Oberkörper – tägliches Krafttraining sei Dank. Am Hals und an den Unterarmen zieren diverse Tattoos seine Haut. In den Ohrläppchen stecken Tunnel-Ohrringe. Und am Wochenende arbeitet Gomez als Barkeeper in der Fly-Bar. Dass er nicht dem klassischen Bild eines Erziehers entspricht, ist Gomez bewusst. „Das ist von mir gewollt“, sagt er. „Ich will ganz bewusst aus den Klischees ausbrechen.“ Der Mann, der seit diesem Kita-Jahr die BRK-Kinderkrippe Forscherkiste im Neuburger Schwalbanger leitet, ist eine besondere Persönlichkeit.
Wer sich mit Gomez unterhält, merkt schnell: Hier brennt jemand für seinen Beruf. Er erzählt von Erziehungsmodellen, von der Konzeption von Spielgeräten. Auf seinem Unterarm hat er sich unter anderem den Spruch tätowiert: „Erziehung ist Beispiel und Liebe, sonst nichts.“ Eine Aussage des deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel, der als Begründer des Kindergartens gilt. Gomez trägt das Zitat als Ausdruck seiner Passion. Das Tattoo ließ er sich noch am selben Tag stechen, als er seine Erzieher-Ausbildung abgeschlossen hat, berichtet er.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Am Ende stellt sich mir - immer noch wütend - die Frage, welchen männlichen Erziehertypus ein muskelbepackter, tätowierter, gepiercter Barkeeper, der am vormittag die Kleinsten der Kleinen, Erzieherinnen und Eltern begleitet, in dem er Vorbild ist und sie liebt - im Übrigen ohne Herrn Gomez zu nahe treten zu wollen. Der Aussteigertyp wird es nicht sein, vielleicht der "Außen-hart-innen-weich"-Typus? Fraglich ob letzterer in der Debatte eine so große Hilfe ist.
Wenn man googelt, findet man übrigens eine Frau Gomez in der Geschäftsführung des BRK Neuburg. Aber das nur am Rande, da es ja nicht um Herrn Gomez gehen soll, sondern um die Kernaussagen des Artikels.
Ich frage mich ernsthaft, wer diesen Artikel beim BRK autorisiert hat. In der Debatte um mehr Männer in der Erziehung unser Kinder hat dieser Artikel meiner Ansicht nach einen Bärendienst erwiesen - nochdazu am Weltfrauentag veröffentlicht.
Als männlicher Sozialpädagoge mit über 20 Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe kommentiere ich wie folgt:
Zum Genderaspekt: Tattoos, Tunnels, Barkeeper und durchtrainierter Oberkörper sind keine Schlüsselqualifikationen für einen guten männlichen Pädagogen, sondern meiner Ansicht nach Selbstreflexionsfähigkeit insbesondere beim Vermischen von beruflichem und privatem Wissen, Beobachtungsgabe, Beachtung des Verhältnisses von Nähe und Distanz zu den Adressatinnen und Adressaten (also Kinder und Eltern). Zu den Fähigkeiten von Herrn Gomez diesbezüglich trifft der Artikel keine Aussage. So ist für mich fraglich, ob der Artikel oder Herr Gomez dazu dienen kann, den Genderaspekt "in ungewohnte Richtung" in den pädagogischen Berufen zu untermauern.
Zum Thema Leitung mit 26: Im Artikel kommen leider keine Statements vom "offenen Team", ob der Kollege nur im Büro sitzt und auf dem Handy spielt oder "managt by walking around". Ein "offenes Team" lässt Schlimmes vermuten.
Zum Thema "Erziehung ist Beispiel und Liebe, sonst nichts" bzw. Fröbelpädagogik: Fragwürdig ist, welche "Passion" sich für Herrn Gomez hinter dem Zitat von Fröbel verbirgt. Ich hoffe, es ist eben nicht "Faulheit" im Beug auf Aktion, sondern die herausragende Erkenntnis Mitte des 18. Jahrhunderts, Pädagogik nicht nur als die Einhaltung von Regeln zu verstehen, sondern "nachrangig" auf das gemeinsame oder beobachtete Erlebnis mit dem Kind zu re-agieren. Für die damalige Zeit war das wegweisend - sowohl für Kinder (von jemand anderem als nur den Eltern zu lernen) als auch für die Gesellschaft ("Erziehung" im Vergleich zur Betreuung überhaupt als Arbeitsleistung wahrzunehmen).
In einem solchen Artikel - in dem es meiner Ansicht nach um das Anwerben von männlichen Pädagogen geht, die zweifelsohne fehlen, ist es meiner Ansicht nach unglaublich, dass hier das Zitat als Passion beschrieben wird, mindestens aber die Passion von Herrn Fröbel nicht näher erläutert wird. Denn: Erziehung ist auch meiner Ansicht nach "Vorbild sein" und eine positive emotionale Beziehung zu Kindern, Eltern und KollegInnen unter Beachtung von Nähe und Distanz aufzubauen, aber eben doch noch mehr in der heutigen Zeit (siehe oben).
Es tut mir leid, ich bin unglaublich wütend, aber der Artikel ist nicht hilfreich um das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen.
Deutlich gelungener zur selben Thematik ist hier meiner Ansicht nach der Artikel
https://www.ingolstadt-today.de/news/fuenf-maennliche-erzieher-berichten-von-ihrem-alltag-in-kindergarten-hort-und-co-1084045.