Hat sich der Wolf aus der Region Neuburg verabschiedet?
Seit Herbst gab es keine Meldungen über gerissene Nutztiere. Doch es gibt Hinweise, dass weiter Wölfe in der Region leben. Weidehalter müssen sich vorbereiten.
Es ist ruhig geworden um den Wolf. Seit Herbst hat es keine bestätigten Wolfsrisse in der Region mehr gegeben, doch mit dem kommenden Frühling müssen sich auch die Schafzüchter und -halter für die Gefahren der kommenden Weidesaison rüsten.
Auch wenn er nicht für Schlagzeilen sorgt – der Wolf ist nach wie vor in der Region zwischen Altmühltal und Donau unterwegs. Ein Wildtierriss von Anfang Januar ließ sich genetisch zwar nicht bestätigen, aber ein junger Wolf lag am 11. Januar tot im Straßengraben. Er war einer der Welpen aus dem Altmühlthal-Rudel. Er konnte genetisch den Elterntieren GW1613f und GW2977m zugeordnet werden. Der Kadaver sei von Mitarbeitern des Kreisbauhofs im Straßengraben der Kreisstraße EI7 zwischen Ochsenfeld und Biesenhart gefunden und in die Pathologie nach Berlin geschickt worden, ist von Landkreissprecher Manfred Schmidmeier zu erfahren. Vermutlich war der junge Wolf einem Lkw in die Quere gekommen.
Über die Frage, warum es kaum noch Wolfsnachweise aus jüngerer Zeit gibt, lässt sich nur spekulieren. Es gebe vielfältige Gründe, teilt ein Sprecher des Landesamts für Umwelt (LfU) mit, über den gegenwärtigen Aufenthaltsort des Rudels gebe es keine weiteren Informationen. „Der Wolf hat ein breites Nahrungsspektrum, von Aas über Kleinsäuger bis hin zu großen Huftieren“, schreibt er, „der Wolf nutzt die für ihn am leichtesten zugängliche Nahrung, bevorzugt weniger wehrhafte Beutetiere.“
Nach tot gebissenem Reh bei Buxheim: Kindergarten sagt Waldtage ab
Bei Tauberfeld soll es nach Presseberichten einen Rehriss gegeben haben, der dem LfU jedoch nicht gemeldet wurde. Der Buxheimer Kindergarten hat daraufhin für zwei Wochen seine Waldtage ausgesetzt, da das tote Reh genau dort gefunden wurde, wo sich die Kinder draußen aufhalten. Nach den Ferien soll die Situation neu bewertet werden. „Das ist eine gute Entscheidung, das gibt uns vier Wochen Zeit, um zu sehen, ob das ein Einzelfall war oder ob dort immer wieder ein totes Reh liegt“, sagt Bürgermeister Benedikt Bauer, der betont, niemand habe Angst vor dem Wolf, es gehe nur um eine Präventivmaßnahme.
Die Jahreszeit spielt ebenfalls eine Rolle: Im Winter gibt es weniger Weidetiere und wenn einmal ein Wildtier gerissen wird, melden das die wenigsten – zum einen, weil die Jäger nur einen Teil finden, zum anderen, weil es ohnehin keine Entschädigung für Wildtiere gibt. Außerdem sind Wildtiere letztlich die übliche, um nicht zu sagen die gewollte Nahrung für den Wolf – im Gegensatz zu Schafen von der Weide.
Was hilft wirklich, um den Wolf von den Schafen fernzuhalten?
Wie diese in der neuen Weidesaison am besten geschützt werden können, ist auch eines der Themen, die im Oktober am runden Tisch im Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen diskutiert wurden. Auf den Aktionsplan Wolf, der seit 2019 von den übergeordneten Behörden überarbeitet werden soll, warten die Beteiligten allerdings bislang vergeblich.
Eigentlich zuständig wäre die Regierung von Oberbayern, erklärt Landkreissprecherin Sabine Gooss. Doch da die Behörde vor Ort die Schäfer und Landwirte nicht im Regen stehen lassen will, begleitet unter anderem Julia Prestele von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) die Tierhalter. Sie berät, wie Weidetiere vor dem Wolf geschützt werden können, und hilft bei den Anträgen. Beim Thema Zaun scheiden sich die Geister, „nicht praktikabel, wird übersprungen oder untergraben“, sagen die einen, andere verweisen darauf, dass der Wolf sich die leichteste Beute hole. Gerhard Grande von der UNB setzt auf den abschreckenden Effekt eines Stromschlags. Wichtig sei es, in der Aufzuchtzeit der Welpen das vom Vater möglicherweise erlernte Verhalten, Weidetiere zu reißen, zu unterbinden. „Die Tiere merken sich, wenn sie einen Stromschlag bekommen“, meint er.
Entschädigung, wenn Schafe von wolfssicherem Zaun geschützt werden
Zäune sind auch aus finanzieller Sicht das wichtigste Hilfsmittel, nachdem Entschädigungen für Risse nur gezahlt werden, wenn ein wolfssicherer Zaun die Tiere schützte. Hier muss die Behörde mitunter Gratwanderungen machen, sprich Einzelfallentscheidungen treffen. So sind Bleche zwischen dem Boden und der unteren Zaunlitze ein gutes Mittel, um den Wolf am Durchschlüpfen zu hindern. Andererseits sind sie eigentlich verboten, weil sie auch Kleinsäuger stören. „Das ist immer eine Abwägung“, sagt Prestele.
Nach dem runden Tisch liefen im Hintergrund weitere Gespräche und Abstimmungen, erklärt Sabine Gooss. Zwei Schäfer wurden noch einmal im kleinen Kreis mit dem Amt für Landwirtschaft und der UNB zu einem Gespräch geladen, alle Schafhalter angeschrieben und einige hätten auch bereits Anträge für Zäune gestellt.
Auf Nachfrage teilt Pia Schurius vom Landwirtschaftsamt mit, dass bis 2022 insgesamt 49 Förderanträge, davon 37 aus dem Landkreis Eichstätt und zwölf aus Neuburg-Schrobenhausen bewilligt und auch ausgezahlt wurden. Im Jahr 2023 waren es 34 beziehungsweise elf, heuer bereits vier beziehungsweise fünf Anträge. Erfasst sind im Landkreis Eichstätt 107, in Neuburg-Schrobenhausen 65 Mutterschafhalter, Hobbyhalter nicht mitgezählt.
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