So will man in Neuburg Bewusstsein für die Europawahl schaffen
Die Volkshochschule und "Das Otto" wollen die Bürger bei verschiedenen Veranstaltungen von der Bedeutung der Europawahl überzeugen. Diesmal waren sie auf dem Neuburger Wochenmarkt.
Zum zehnten Mal dürfen EU-Bürger am 9. Juni das Europäische Parlament wählen, und zum zehnten Mal hat der Urnengang vom südlichsten Punkt, dem spanischen Punta de Tarifa, bis zum nördlichsten im finnischen Nuorgam ein handfestes Imageproblem. Denn seit der Premiere gelten die Europawahlen eher als „Wahlen zweiter Klasse“, weil viele Menschen glauben, dass man gegen die Politik in Straßburg und Brüssel sowieso nichts ausrichten könne. Um darzulegen, dass dem keineswegs so sein muss, haben sich die Volkshochschule (Vhs) und der Neuburger Kreativraum „Das Otto“ zusammengetan, um in einer fünfteiligen Reihe Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit zu überzeugen, in zweieinhalb Wochen von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
„Die Menschen werden zunehmend unpolitisch“, findet Sandra Siebenhüter, die Vorsitzende von „Das Otto“. „Deshalb müssen wir sie wieder zum Wählen bekommen. Denn Europa ist ein Schatz!“ Und Barbara Fehrle, bei der Vhs zuständig für Programmbereichsleitung, ergänzt: „Früher habe ich Europa selbst nicht ganz ernst genommen. Aber heute weiß ich, wie wichtig es ist.“ Gerade deshalb standen beide an Pfingsten mit mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an einem gemeinsamen Stand neben der Markthalle, um für Wochenmarktbesucher und Passanten einen Diskussionstisch und eine Mitmachaktion anzubieten. Die Resonanz hätte vielleicht ein bisschen stärker ausfallen können, gibt Fehrle zu, aber angesichts der beginnenden Pfingstferien sei dies möglicherweise nachvollziehbar. Auch die Fragen, etwa nach den Hauptstädten der EU-Staaten, hätten wohl einige abgeschreckt, „denn man möchte ja auch nicht unvorbereitet in so etwas reinstolpern“.
Anfang Juni gibt es in Neuburg noch einen interaktiven Abend zur Europawahl
Dennoch sind Vhs und „Das Otto“ mit dem bisherigen Verlauf ihrer Veranstaltungsreihe „Fit werden für die Europawahl“ zufrieden. Den Auftakt gab es in Form eines digitalen Vortrags von Jörg Haßler, dem Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe Digi-De-Mo (Digital Democratic Mobilization in Hybrid Media Systems) in München, der sich mit dem Einfluss digitaler Medien auf das Wahlverhalten beschäftigte. Jochen Zellner, der stellvertretende Leiter der Europäischen Akademie Bayern, versucht, „Die in Brüssel“ besser verstehen zu lernen und Europapolitik verständlicher zu erklären. In der Blauen Traube gab es das beliebte Kneipenquiz, bei dem sich Wolfgang Rüppel von der Vhs und Sandra Siebenhüter über eine rappelvolle Gastwirtschaft freuen konnten. Zum Abschluss steht nun am Dienstag, 4. Juni, ab 19.30 Uhr ein interaktiver Abend im Café Wortschatz am Donaukai auf dem Programm, bei dem es um die Geschichte der Sinninger Initiative Gegen Rechts geht und welche Parallelen man zum aktuellen Erstarken rechter Kräfte in Deutschland sowie in Europa ziehen kann. Das Motto lautet: „Es ist noch nicht so lange her…“
Dass Demokratiebildung zu den fundamentalen Zielen der Vhs gehört, verdeutlicht Barbara Fehrle. Gleichwohl, so betont Sandra Siebenhüter, wolle die Veranstaltungsreihe keine Wahlwerbung für bestimmte Parteien betreiben. Vielmehr gehe es darum, ein Bewusstsein für die Bedeutung der Europawahlen zu schaffen, so die frühere Gewerkschafterin. Denn im Vergleich zu den ersten Europawahlen 1979 habe sich inzwischen nahezu alles verändert, vor allem hinsichtlich der Kommunikationsmittel. Genau hier gelte es deshalb, gegenzusteuern.
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