Renaissance-Fieber: Das erste Schloßfest-Wochenende im Zeitraffer
Wie im Flug vergeht das erste Schloßfest-Wochenende in Neuburg. Nach vier Jahren Pause ist eindeutig: Die Neuburger waren mehr als heiß auf ihr Spektakel.
Salutschuss, Trommeln, Fanfaren. Ein Umzug nach dem anderen, Gaukler, Theaterleut' und an allen Ecken begeistertes Handgeklapper. Ja, es ist wieder Schloßfest in Neuburg, das Spektakel ist nach vier Jahren Pause zurückgekehrt und wie in einem Wimpernschlag verfliegt das erste Wochenende. Die Altstadt ist nicht wiederzuerkennen, eine unbändige Begeisterung schwappt durch die Menge, die Euphorie ist fast greifbar. Und das von der ersten Sekunde an.
Wie im Taumel bewegen sich die tausenden Besucher durch die Renaissance-Welt mit ihrem vollgepackten Programm. Der lange Einzug am Freitag scheint so gut besucht, wie nie. Es geht hinauf in die Obere Altstadt, die Eröffnung im Schlosshof wartet. Einige halten den Festakt gar nicht erst aus, strömen gleich über den bunten Markt, an den Buden vorbei. Stöbern zwischen Lederwaren, geflochtenen Haarbändern, Schellenriemen und mittelalterlichen Gewandungen (Die beliebte Bauernkluft will nicht so ganz in die Renaissance passen).
Die Zehrstände locken mit Düften von Schupfnudeln, Rahmfleck und gegrillten Garnelen. Und so ist es kein Wunder, dass schon der Freitag lang geht. Die Menschentrauben sammeln sich schnell vor Kellenschenke, Wodka-Bowle-Stand und Co. Zwar werden pünktlich um 23 Uhr die Buden zugeklappt, gehen möchte hier aber noch niemand. Eine weitere gute Stunde Gelächter, klirrende Becher beim unaufhörlichen "Prost" und immer wieder das ungläubige Kopfschütteln: Es ist tatsächlich wieder Schloßfest.
Das erste Schloßfest-Wochenende in Neuburg vergeht wie im Flug
Der Samstag startet ruhiger. Bis Mittag ist die Stadt wie ausgestorben. Langsam sortieren die Händler ihre Waren, der Schloßfest-Kater streift wohl noch durch die Gassen. Die Ersten, die sich gut gelaunt auf das Gelände wagen, sind die Familien. Im Pumphöschen und Hemdchen werden die kleinsten Besucher in Bollerwagen über das Kopfsteinpflaster geschoben, jetzt herrscht Hochbetrieb bei Steinmetz, Schmied und Bogenschützen.
Es ist ein gänzlich anderes Gesicht des Schloßfestes, das sich nun zeigt. Viel ruhiger geht es noch zu, die Gassen sind luftiger, man muss sich nicht mit einiger Resistenz durch die Menge kämpfen. Stattdessen stehen die Besucher entspannt um die Bühnen, lassen sich vom Improtheater der Jugend des Volkstheaters in den Bann ziehen oder fädeln geduldig Edelsteinchen auf Lederbänder.
Mit der Ruhe ist es am späten Nachmittag vorbei. Die Woazenbuam schieben sich mit ihren langen Lanzen durch die Masse, um die Ecke tritt Zackenflanke auf der Bühne vor der Peterskirche auf, Trommler haben sich in einer Nische dazwischen platziert. Wohin bei so viel Trubel? Man taucht zwischen Armen hindurch, schiebt sich an Kindern vorbei, die für eine kleine Spende Flöte spielen. War denn wirklich bei den vergangenen Schloßfesten auch so viel los? Zum Glück muss keine Abstandsregel beachtet werden, jedem Corona-Hygienekonzept wäre hier zum Weinen zumute.
Ein Glück, dass diese Zeiten vorbei sind. Arm in Arm wird gebechert, während das gleiche Spiel vom Freitag beginnt. Der Hunger treibt die Besucher an die Zehrstände, diesmal vielleicht eine Kartoffelspirale? Das Spanferkel ist zumindest schon ausverkauft, gerade einmal zehn Minuten nach Verkaufsstart ist der Vorrat erschöpft.
Das Neuburger Schloßfest feiert nach drei Tagen Halbzeit
Doch was ist all dies ohne die vielen alten Bekannten, die man bei diesem Spektakel wieder trifft? Überall fallen sich Menschen in die Arme, laufen aufeinander zu, "Ja wie geht's dir denn?", hört man so oft, beim 100. Mal hört man auf zu zählen. Das Schloßfest, ein Treffpunkt ganz ohne Absprache für alte Freunde und Schulkameraden.
Bevor man schaut, ist es dunkel geworden, die Straßen so voll, an einigen Ecken kein Durchkommen mehr. Johannisbeerwein, Met und Radler fließen aus Fässern, die Wirte schwitzen, die Gäste feiern, so soll es sein. Es ist die Zeit der Feuerspucker, die die Nacht erhellen, die Zeit der Bauchtänzer, deren bunte Tücher im Kerzenschein flattern.
Am Sonntag dann wieder ein ruhiger Start. Nur in der Herrenstraße sitzen Seite an Seite zahlreiche Gäste und warten gespannt auf den Startpfiff. Das traditionelle Schafkopf-Turnier ruft, sogar noch bevor die Stände wieder öffnen. Die Karten werden gezückt, bis in den Nachmittag hinein sollen sich die Vierer-Teams messen.
In der unteren Stadt sind zunächst noch viele müde Gesichter zu sehen. Gestärkt mit Butterbreze und Kaffee geht es dann aber gleich wieder auf das Gelände, ein echter Schloßfest-Fan hält durch. Rein in die Kluft, ab in die Altstadt. Auftritte werden besucht, an den Ständen geschmökert, der Reigen beginnt von vorn. Die Lager erwachen, die Massen kommen. Erst dann ein Durchatmen - fürs Erste! Denn das zweite Schloßfest-Wochenende kommt schneller als gedacht.
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