EU beschließt Beitrittsverhandlungen mit Bosnien-Herzegowina
Bosnien-Herzegowina macht einen weiteren Schritt in Richtung EU-Mitgliedschaft. Beim EU-Gipfel folgen die Staats- und Regierungschefs von der Leyens Empfehlung.
Die EU hat den Start von Beitrittsverhandlungen mit dem Balkanland Bosnien-Herzegowina beschlossen. Das teilte Ratspräsident Charles Michel am Donnerstagabend nach Gesprächen der Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel in Brüssel mit. Die erste sogenannte Beitrittskonferenz soll allerdings erst organisiert werden, wenn Bosnien-Herzegowina bislang nicht erfüllte Reformauflagen umgesetzt hat. Dabei geht es unter anderem um die Rechtsstaatlichkeit in dem Land und den Kampf gegen Korruption und organisiertes Verbrechen. „Nun muss die harte Arbeit fortgesetzt werden“, kommentierte Michel.
Die EU hatte Bosnien-Herzegowina grundsätzlich bereits 2003 einen Beitritt in Aussicht gestellt, 2016 reichte es offiziell einen Antrag ein. Die Aufnahme in den Kreis der Beitrittskandidaten erfolgte dann 2022. Grund dafür war auch die Sorge, dass sich das Balkanland mit etwa 3,2 Millionen Einwohnern ansonsten Richtung Russland oder China orientieren könnte. Vor allem Staaten wie Österreich hatten zuletzt darauf gedrungen, Bosnien-Herzegowina Fortschritte im Beitrittsprozess in Aussicht zu stellen.
Bis zum EU-Beitritt kann der Weg für Bosnien-Herzegowina noch lang sein
Wie lange es vom Start der Beitrittsgespräche bis zum EU-Beitritt dauert, ist offen. Die Türkei etwa wurde 1999 EU-Kandidat – und war wohl noch nie weiter von einer Mitgliedschaft entfernt als heute. Theoretisch kann ein Beitrittskandidat auch nie Mitglied werden.
Von den sechs Westbalkanstaaten ist nur noch die Republik Kosovo kein Beitrittskandidat. Das Land hat aber bereits einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt. Für den jüngsten Staat Europas war es ein eher symbolischer Akt: Die EU-Mitgliedschaft ist für das seit 2008 unabhängige Land derzeit nicht in Reichweite. Haupthindernis ist, dass fünf EU-Länder – Spanien, Rumänien, die Slowakei, Griechenland und Zypern – den Kosovo nicht anerkennen.
Ursula von der Leyen: "Es bedarf weiterer Fortschritte"
Die Entscheidung der Staats- und Regierungschefs zu Bosnien-Herzegowina erfolgte auf Empfehlung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Natürlich bedarf es weiterer Fortschritte, um in unsere Union aufgenommen zu werden. Aber das Land zeigt, dass es die Beitrittskriterien erfüllen kann und die Bestrebungen seiner Bürgerinnen und Bürger unterstützt, Teil unserer Familie zu werden“, erklärte sie jüngst in einer Rede im Europäischen Parlament in Straßburg. (dpa)
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Landeszentrale für politische Bildung BW schreibt: "...Das Verhältnis der in Bosnien und Herzegowina lebenden Bosniaken (50 Prozent), Serben (31 Prozent) und Kroaten (15 Prozent)* zueinander ist nach wie vor stark von den Erfahrungen im Krieg geprägt...Seit einiger Zeit gibt es vermehrt Berichte über eine Radikalisierung innerhalb eines Teils der muslimischen Gemeinschaft in Bosnien. ....., ist in den letzten Jahren der Einfluss fundamentalistischer Strömungen, zum Teil unterstützt durch saudi-arabische Stiftungen, stärker geworden."
Man darf davon ausgehen, dass die EU-Kommission die hochsensiblen politischen und religiösen Verhältnisse die in Bosnien-Herzegowina herrschen kennt. Die Möglichkeit, dass Radikal-Islamisten im zukünftige EU-Land noch mehr an Macht und Einfluss gewinnen können, als gering einschätzt. Saudi-Arabien sich erkenntlich zeigen wird und die EU bevorzugt mit Gas und Erdöl versorgen wird.
Gunther Kropp, Basel