Ein großes Talent präsentiert sich
Nördlingen Für einen Pianisten ist das erste Konzert sicher ein ganz großes Ereignis, erst recht, wenn er erst 15 Jahre alt ist und das Konzert mit anspruchsvollen Werken aus verschiedenen Musikepochen schon eine Stunde lang dauert, und er noch dazu alles auswendig spielt.
Dass mit Benjamin Brinner ein großes Talent heranreift, wurde wohl jedem bei dessen Solokonzert-Debüt im Rahmen der Chagall-Ausstellung in der Nördlinger Alten Schranne vor Augen geführt und auch, dass er in seinem Klavierlehrer Thorsten Roth von der Rieser Musikschule einen einfühlsamen Mentor hat.
Musikalische Eigenheiten
Interessant war es, wie der junge Klavierspieler an die Stücke heranging und die musikalischen Eigenheiten der ausgewählten Komponisten darstellte: An den Anfang des Programms stellte er drei bekannte Inventionen von Johann Sebastian Bach, bei denen er die klare transparente Musiksprache des großen Barockkomponisten wiedergab.
Wie er dann aber auch zwei Sätze aus der als "Leichte Sonate" bezeichneten "G-Dur-Sonate" Ludwig van Beethovens mit technischer Bravour wiedergab und drei Sätze aus W. A. Mozarts "Sonata facile, C-Dur" mit großer Authentizität vortrug, verdiente die große Anerkennung durch den reichen Beifall der überraschend großen Zuhörerschar, die daraufhin auch das sehr bekannte "Rondo alla turca" Mozarts sehr beifällig entgegennahm.
Aber auch in der Romantik war der junge Mann angekommen mit zwei der berühmten Walzer von Frederick Chopin, deren Gefühlswelt für einen jungen Menschen eigentlich noch schwer fassbar ist. Umso überraschter konnte man sein, mit welch großem Einfühlungsvermögen der junge Pianist Tschaikowskys "Barcarole G-moll" sehr lebendig und mit wohl abgestufter Dynamik gestaltete.
Ein sehr anspruchsvolles, weil technisch besonders herausforderndes Schlussstück war Franz Schuberts "Impromptu, Es-dur", mit dem Benjamin Brinner eine erstaunliche musikalische Reife an den Tag legte und wofür er den reichlichen Beifall des Publikums redlich verdient hatte.
Zugaben auf Zuruf
Darauf gab er mehrere Zugaben, quasi auf Zuruf, worüber sich jeder wundern musste, der am Schluss erfuhr, dass der junge Künstler, der in der Förderklasse der Rieser Musikschule vertieften Musikunterricht genießt, seine wirklich erstaunlichen Klavierkenntnisse in bisher kaum mehr als zwei Jahren Unterricht erwarb.
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