Konzert I: Wacht auf, ihr Hirtenhäusler all

VonErnst Mayer

Chorgemeinschaft Nördlingen zeigt Michel Eberhardts Hörspiel in der Spitalkirche

Der große Erfolg und die Popularität der Weihnachtsgeschichte beruht zu einem großen Teil darauf, dass in dieser Erzählung des Apostels Lukas das Jesuskind in einer ärmlichen Umgebung unter den Niedrigsten des Volkes zur Welt kam. Dies war auch die Welt des in Zoltingen, im Süden des Rieses, einst beheimateten Heimatdichters Michel Eberhardt. Darum verstand er wie kein Zweiter in seiner Heimat das Geschehene nachzuempfinden und die Aussage des Apostels „Es ist der Heiland, aller Armen großer Freund, der alles Leid beendet“ in ein, ehemals für den Südfunk Stuttgart verfasstes, Hörspiel zu kleiden. „Dia Botschaft kommt ins Hirtahaus. Dr Streit wär rom und d’Noat wär aus.“ – Das Spiel „Wacht auf, ihr Hirtenhäusler all!“ versetzt mit solchen Worten die Geburtsgeschichte ins Ries.

Großes Interesse bestand an dieser Aufführung durch die Chorgemeinschaft Nördlingen in der Spitalkirche, sodass gar nicht alle Besucher einen Sitzplatz fanden und sich bis hinauf auf die Empore drängten. Am Schluss spendeten sie einen langen Beifall für den Chor, die Musikanten und die Sprecher der Hörspielrollen, die im Rieser Dialekt die Personen in ihren verschiedenen Charakteren sehr lebensnah darstellten, die Sanftheit der Maria oder die Enttäuschung des Josef über die Verweigerung einer Unterkunft, den scheinheilig bedauernden Ochsenwirt oder die hartherzige Hirschwirtin, die ins Elend abgestiegenen Hirtenleut mit ihrer Heilserwartung oder den gierigen Bruckbauer, der aus Angst vor Entdeckung einer Schandtat der heiligen Familie seinen verlotterten Stall zur Herberge anbot. Begeistern und amüsieren konnte man sich dabei über die vielen aus dem Bauernleben genommenen Sprüche und Redensarten. Der Erzähler und der Engel mit den Worten des Himmels sprachen selbstverständlich hochdeutsch, in einer Person verkörpert durch Julia Rabel. Eingekleidet in Musik verwandelte sich das Ganze in ein Singspiel, dem Helmut Scheck durch volkstümlich arrangierte Lieder die passende Ausgestaltung verlieh und den Gesang der Chorgemeinschaft Nördlingen mit einer für die „Nördlinger Musikanten“ (Jochen Gericke – Zither, Werner Eisenschink – Akkordeon, Ernst Mayer – Gitarre, Alfred Pichl – Kontrabass) und für ein Geigentrio (Katharina und Ulrike Knauer, Vanessa Ly) geschaffenen Begleitmusik instrumental ausstattete. Dazu spielte er selbst die Orgel und wirkte damit an dem adventlich-weihnachtlichen Rahmen der das 190-jährige Jubiläumsjahr der Chorgemeinschaft abschließenden festlichen Veranstaltung mit, die der von Elke und Kurt Moll geleitete Chor selbst mit zwei Liedern und der frischen Solistenstimme von Victoria Scheuffelhuth eingeleitet hatte. Den Schluss gestaltete der Chor mit einem walisischen Volkslied „Die ganze Nacht“ und beteiligte das Publikum an dem auf die kommenden Weihnachtstage vorbereitenden Gesang von „O du fröhliche Weihnachtszeit“.

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