Ein Aushängeschild weniger
Das Ende des Nördlinger Traditionsgeschäftes „Froschkönig“ spiegelt das Ende alter Einkaufskultur wider. Was nun mit den Geschäftsräumen passiert.
Vor knapp einem Monat schloss der Holzspielzeug-Laden „Froschkönig“ in der Eisengasse. Die ehemaligen Betreiber Carolin und Gunther Wagner sehen als Grund ein Ursachenbündel, das sich am ehesten als „Wandel der Zeit“ zusammenfassen lässt. Da wäre zunächst das Einkaufsverhalten schlechthin: Als sie vor genau zehn Jahren den Laden eröffneten, passte das Konzept, qualitativ hochwertiges Spielzeug aus Naturmaterialien anzubieten, noch gut zur weit verbreiteten Qualitäts-Mentalität. Tret-Oldtimer aus Blech, hölzerne Schaukelpferde und Laufräder, Handpuppen in allen Varianten, liebevoll gefertigte Märchen- oder historische Kostüme, Babyspielzeug ohne Plastik, Holzzüge, Puppenzubehör - das fand viele Kunden, die in allen Lebensbereichen auf Qualität achteten. „Oft traf man diese Kunden im Bioladen wieder“, erinnert sich Carolin Wagner. Zu den Stammkunden aus dem Ries kamen Touristen, die im Juli und August das Geschäft genauso boomen ließen wie an Weihnachten, oft genug schon ausgefallene Weihnachtsgeschenke besorgten. Dazu gesellten sich Besucher aus dem Umfeld bis Aalen, Donauwörth oder Dinkelsbühl, die sagten: „Nördlingen ist schön für einen Wochenend-Ausflug, da gibt es viele Cafés und kleine Geschäfte.“ Bis einmal von einer Kundin zur Antwort kam: „Jetzt nicht mehr.“ Es war zu spüren, dass ein ums andere Traditionsgeschäft schloss, das Bummel-Erlebnis in den Straßen zu den Toren immer dünner wurde, sich alles im Zentrum konzentrierte. Nicht nur von den kleinen Läden schlossen immer mehr, auch von den sorgfältig ausgewählten Zulieferern, meist kleine Hersteller, gab es Jahr für Jahr ein bis zwei weniger - in der Regel werden sie von großen Ketten aufgekauft, die dann spezielle Waren wie Holzzüge oder -Werkzeuge billig im Ausland fertigen lassen oder aufgeben.
Parallel dazu wurden in der Welt der Supermärkte und Großketten Kunden systematisch zu Schnäppchenjägern erzogen, deren Einkaufserlebnis darin besteht, Prozenten, Billigpreisen und Aktionen nachzuspüren. „Früher gab es den Winterschlussverkauf nach der Weihnachtszeit, heute fängt der Ausverkauf streckenweise schon im Oktober an“, schildert Carolin Wagner den Preiskampf. Supermärkte reagieren saisonal, bieten an Weihnachten Sonderwaren bis hin zu Kaufläden oder Puppenhäusern an. Das war im letzten Jahr konkret zu spüren: „Ich hatte rund 20 Beratungsgespräche zu Kaufläden und keinen einzigen verkauft.“ Deshalb schloss das Ehepaar den Laden auch nach dem Touristengeschäft in den Ferien, denn aufs Weihnachtsgeschäft zu warten hätte sich nicht mehr gelohnt.
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