So werden die Nördlinger Mess’-Plätzle gebacken
Das Nördlinger Stadtmuseum entdeckte eine beinahe vergessene Lokal-Spezialität. Die Mess‘-Plätzle gab es früher nur für einen begrenzten Zeitraum im Jahr.
Im Nördlinger Stadtmuseum zeigt derzeit eine Sonderausstellung Kurioses, Vergnügliches und Sehenswertes aus 800 Jahren Nördlinger Mess’. Bei den vorbereitenden Recherchen kam allerhand Interessantes zutage. Dazu gehören Besonderheiten, die heute schon beinahe vergessen sind, wie die „Mess’-Plätzle“. Elisabeth Eßmann erinnert sich noch gut daran: In den 1950er Jahren hatten die Metzger während der Nördlinger Mess’ ihre Bratroste mit den Mess’-Würstle bestückt und Bäcker boten neben Semmeln und Brezen die „Mess’-Plätzle“ an.
Auch die verstorbene Rieser Heimatforscherin Gerda Schupp-Schied berichtet in ihrem Buch „Werktehäs ond Sonntefloisch“ über einen Mess’-Besuch: „Bis zur Heimfahrt am späten Nachmittag labte man sich noch einmal an „Meßwü(r)scht, Käs, Semmla, Bretzge und Meßplätzle“. Beide Zeitzeuginnen beschreiben ein rundes Gebäck aus Hefe- oder Semmelteig, das die Form eines Rieser Küchle hatte und mit Kümmel oder Mohn bestreut war. Die bislang älteste Erwähnung findet sich als „Meßplätzlein“ in einem Artikel über die Messe im Nördlinger Anzeigeblatt vom 6. Juni 1896.
Will man genau wissen, was ein „Mess’-Plätzle“ war, erhält man vom Bäckermeister Fritz Weidner Auskunft, der seine Backstube in der Berger Straße hatte: „Mein Vater hat noch Mess’-Plätzle gebacken. Sie sind gut gegangen. Als ich das Geschäft 1970 übernommen habe, habe ich das aus Zeitgründen aufgehört. Für die Herstellung gab es kein Personal mehr.
Die Plätzle gab es nur für zehn Tage
Die Mess’-Plätzle gab es im Jahr wirklich nur zehn Tage lang, während der Nördlinger Mess’. Sie bestanden aus einem lockeren Hefeteig mit Milch. Er wurde in der Früh ausgerollt, in 30 Teile geteilt und rund geschliffen. Die runden Teiglinge hat man dann wie Küchle von Hand ungefähr zehn bis zwölf Zentimeter groß ausgezogen und aufs Blech gesetzt, damit sie noch einmal gehen konnten. Das Innere wurde mit verdünntem Eigelb eingestrichen und mit einer Salz-Kümmel-Mischung oder mit Mohn bestreut. Beide Sorten waren sehr gut. Man konnte sie aufschneiden und mit Butter essen oder das mit Mohn auch mit Marmelade bestreichen.“
Stöbert man etwas in der Heimatliteratur, dann findet man das Rezept für „Meß-Plätzle“ in einem Kochbuch von Hugo Hofmann und Waltraud Reißenweber: „Aus der Rieser Küche. Kartoffelschnitz und Schneiderfleck“ (Oettingen 1967, Fränkisch Schwäbischer Heimatverlag).
Für den Teig: 500 g Mehl, ½ Teelöffel Salz, ¼ l Milch, 20 g Hefe, 3 Eier, 150 g Butter oder Margarine, 50 g Zucker, abgeriebene Zitronenschale
Zum Bestreichen: 1 Ei, Salz, 1 Esslöffel Kümmel (oder wahlweise Mohn) Fett zum Bestreichen des Bleches
Man stellt aus den angegebenen Zutaten einen Hefeteig her. Vom fertig gegangenen Teig werden zwei Esslöffel große Stücke genommen, zu Nudeln (gemeint sind Kugeln) gedreht und auf einen Zentimeter Dicke ausgedrückt oder ausgewalzt. Man zieht den Teig in der Mitte dünn aus, lässt ihn gehen, bestreicht ihn mit verrührtem Eigelb, bestreut mit Salz und Kümmel (oder wahlweise Mohn) und setzt sie auf ein gefettetes Blech. Wenn die Mess’-Plätzle ein weiteres Mal gegangen sind, werden sie bei Mittelhitze in der Röhre gebacken.“
Vielleicht dient das Nachbacken dazu, eine alte Tradition wiederzubeleben. Lust auf die Jubiläumsmess’ 2019 macht dann sicher auch ein Besuch in der Familien-Ausstellung des Stadtmuseums, das in den Osterferien geöffnet hat: Dienstag bis Sonntag, 13.30 bis 16.30 Uhr. Karfreitag geschlossen, Ostermontag geöffnet. (pm)
Die Diskussion ist geschlossen.