Schwung verloren, oder Zeit gewonnen?
Rückzahlung der 12-Millionen-Anleihe soll erst 2017 erfolgen
Nördlingen Wie berichtet, kämpft Luca Strehle, seit knapp zwei Jahren Vorstandsvorsitzender der Strenesse AG, um das Modelabel auf einem völlig neuen Kurs zurück zu alter Größe zu führen. Dazu verschlankte er mehrere Linien auf eine einzelne Kernmarke und weitet die Zahl der Shops weltweit aus. Strehle selbst sieht sich auf Erfolgskurs. Als im vergangenen Jahr mit der ersten Kollektion der neuen Creative-Direktorin Natalie Acatrini die Markenreduzierung umgesetzt wurde, sah er sich international gefeiert. Auch die augenblicklichen Vorbestellungen für die Herbst/Winter-Kollektion 2014 und im firmeneigenen Einzelhandel seien sehr vielversprechend und ein Hinweis auf erfolgreiche kommende Jahre.
Allerdings kostete die Umstrukturierung erst einmal Geld – die Reduzierung der Produktlinien bringt zunächst kleinere Stückzahlen und rückläufige Verkaufszahlen mit sich; der Ausbau der Shops kostet ebenfalls Geld.
Diese Mittel beschaffte sich Strenesse vor knapp einem Jahr mit der Ausgabe einer Unternehmens-Anleihe (wir berichteten), die zwölf Millionen Euro von privaten Investoren einbrachte. Stolze neun Prozent Zinsen zahlte Strenesse dafür, ein Jahr Laufzeit hatte die Anleihe. Sprich: Am 15. März 2014 wären zwölf Millionen Euro fällig. Aber die kann Strenesse momentan nicht bezahlen.
Im vergangenen Jahr berichteten die Rieser Nachrichten, welche Möglichkeiten Luca Strehle sah, um die Gläubiger zu bedienen: Eine öffentliche Anleihe, ein Schuldscheindarlehen, ein Private Placement für wenige institutionelle Anleger oder einen Großinvestor.
Das alles hat nicht geklappt.
„Der Markt für öffentliche Anleihen brach im Oktober 2013 mehr oder weniger zusammen“, erklärte Luca Strehle gestern gegenüber den Rieser Nachrichten, „das gilt auch für Schuldscheindarlehen.“ Mit Großinvestoren sei man nach wie vor im Gespräch, wolle jedoch nichts übers Knie brechen. Langfristig sei es nicht ausgeschlossen, auf diesem Weg eine Partnerschaft einzugehen.
Auf den Weg, die Anleihe um drei Jahre zu verlängern, hätten ihn letztendlich einige der Anleihe-Hauptinvestoren, unter anderem Banken und Vermögensverwalter, sowie neue Investoren selbst gebracht - und zwar auf der Werbetour durch ganz Deutschland im vergangenen Jahr, die eigentlich konzipiert war, für eine öffentliche Anleihe zu werben.
Warum platzierte Strenesse erst eine Anleihe mit extrem kurzer Laufzeit, um sie dann um drei Jahre zu verlängern? Diese Frage drängt sich auf. Für Luca Strehle ist alles reine Vertrauenssache: „Vor einem Jahr kannten die Investoren ja nur unseren Namen und meinen Businessplan. Da wollten sie erst einmal ein Jahr lang schauen, was passiert.“ Mittlerweile hätten sie gesehen, dass er seinen Weg konsequent verfolgt, sich auch nicht vor unangenehmen Maßnahmen wie den Einschnitten in die Produktvielfalt scheut.
Und natürlich schätzen die Investoren eine Anlage, die neun Prozent bringt. Die Zinsen freilich muss Strenesse zusätzlich aufbringen.
Ist die Durststrecke vorbei?
„Aufgrund der positiven Resonanz der Haupt-Anleihegläubiger hat sich die Strenesse AG entschlossen, für den 20. Februar 2014 zu einer Anleihegläubigerversammlung einzuladen, die die entsprechenden Beschlüsse für eine Verlängerung fassen soll“, verkündete Strehle schließlich. „Am 20. Februar werden wir uns als schlagkräftiges Unternehmen präsentieren“, ist er überzeugt, alle Investoren für die Verlängerung zu gewinnen.
Er habe gute Grundlagen für seine Überzeugungsarbeit: „Der Abverkauf in Partner-Shops, eigenen Shops und Online ist zwischen Oktober 2013 und Januar 2014 im Vergleich zum Vorjahr um einen zweistelligen Prozentbetrag gestiegen“, so Strehle. „Seit drei Monaten liegen die Verkaufszahlen der ersten Acatrini-Kollektion vor; sie haben alle Erwartungen weit übertroffen.“
Schließlich sei die Vorstellung der Sommerkollektion vor wenigen Tagen in Düsseldorf ein voller Erfolg gewesen. „Die Durststrecke ist endgültig vorbei“, habe es ein Händler auf den Punkt gebracht.
Parallel prüfe das Unternehmen weitere Alternativen für Eigenkapital-stärkende Maßnahmen sowie eine flankierende Fremdkapitalfinanzierung, sprich einen Kreis neuer Banken mit neuen Krediten. "Bayern
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