Tag des Selbstbestimmungsrechtes
MdB Ulrich Lange erinnert an den folgenschweren 4. März 1919
Im Rahmen ihrer Frühjahrsversammlung lud die Sudetendeutsche Landsmannschaft zu einer Feierstunde am Denkmal der Heimatvertriebenen in die Donauwörther Promenade ein. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange hielt die Ansprache zur Erinnerung an die folgenschweren Ereignisse am 4. März 1919 und den daraus abgeleiteten „Tag des Selbstbestimmungsrechtes“.
Die vorwiegend in den tschechoslowakischen Randgebieten lebende deutsche Bevölkerung sah die Erfüllung des von US-Präsident Woodrow Wilson propagierten Selbstbestimmungsrechtes im Anschluss an die Republik Deutsch-Österreich. Paramilitärische tschechische Einheiten aber setzten den behördlich genehmigten Demonstrationen in mehreren sudetendeutschen Städten durch Schüsse ein gewaltsames Ende. Dabei kamen 52 Deutsche und zwei tschechoslowakische Polizisten ums Leben, mehr als hundert Menschen wurden verwundet.
Diese gewaltsame Reaktion des tschechischen Militärs habe das Verhältnis von Deutschen und Tschechen im damals neu gegründeten Staat Tschechoslowakei von Anfang an schwer belastet, zumal die Täter nicht ermittelt und bestraft worden seien, so der Redner, dessen Großmutter aus dem sudetendeutschen Troppau stammt.
Die Ereignisse des 4. März 1919 sollten daher eindringliche Mahnung sein, dass Gewalt und Unrecht Konflikte nicht lösen können, sondern nur weiter verschärfen. Die gemeinsame und teils sehr leidvolle Geschichte, die Tschechen und Deutsche verbindet, habe viele Wunden hinterlassen, Sudetendeutsche aber nicht daran gehindert, die Verständigung mit den östlichen Nachbarn zu suchen. Diese Kontakte würden es heute erleichtern, auf dem Weg der Versöhnung voranzuschreiten. Gerade die Sudetendeutschen hätten sich um den Brückenbau zur angestammten Heimat verdient gemacht, als ihre Nachbarn das kommunistische Joch abgeschüttelt hatten.
Die nachrückende Generation trage das sudetendeutsche Geschichts- und Kulturerbe weiter.
Deutschland, insbesondere Bayern, unterstütze finanziell die Kulturarbeit der Vertriebenen, der Heimatvertriebenen sowie der Aussiedler und deren Einrichtungen, so das „Ausstellungs- und Dokumentationszentrum“ am Anhalter Bahnhof in Berlin oder das nun entstehende „Sudetendeutsche Museum“ in München. In Bayern und Hessen wird am 14. September erstmals ein „Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation“ abgehalten.
Auch in den Vertreiberstaaten gebe es Signale, die in Richtung Aussöhnung weisen. 2013 habe der tschechische Ministerpräsident Neˇcas im Bayrischen Landtag die Vertreibung der Deutschen aus Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien bedauert und sich gegen Kollektivschuldvorwürfe ausgesprochen. Die Zustimmung unter Tschechen zu den Vertreibungsdekreten von Beneˇs sei auf einen historisch niedrigen Stand gesunken. (pm)
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