Historischer Festumzug: Pompöse Gewänder und eine Reise durch die Geschichte
Das Motto des Stadtmauerfestes in Nördlingen lautet "Eine Stadt erlebt ihre Geschichte". Die erlebt Nördlingen auch beim Historischen Festumzug am Sonntag.
2000 Teilnehmer, mehr als 70 Gruppen, darunter Kutschen, Gespanne, Fanfarenzüge und Gaukler: Der Historische Festumzug auf dem Stadtmauerfest in Nördlingen präsentiert sich am Sonntag bunt und laut. So gelingt den hingebungsvollen Teilnehmern auch dank der Moderation der beiden Stadtarchivare Dr. Wilfried Sponsel und Dr. Johannes Moosdiele-Hitzler ein kurzweiliger Ausflug in die Geschichte der Stadt.
Es beginnt bereits mit Stelzenläufern, die das Publikum zu La Olas animieren und mit künstlichen Flügeln schlagen, in den Rängen werden bereits die ersten Kameras und Handys gezückt, während die beiden Stadtarchivare Sponsel und Moosdiele-Hitzler auf der Bühne am Marktplatz Anekdoten aus den Annalen Nördlingens zum Besten geben.
Im Festumzug selbst wird in Detailakribie der Weg der Stadt Nördlingen seit der ersten urkundlichen Erwähnung nachgezeichnet. Vorneweg im Zug grüßt etwa huldvoll die edle Frau Winpurc, es folgen weitere bedeutende Persönlichkeiten aus der Geschichte der Stadt, etwa Friedrich II. oder Kaiser Maximilian.
Gewänder, Spital, Hexenwahn: Der Historische Umzug bietet einiges
Ganz besonders angetan sind Zuschauer und Archivare aber von der Akribie und den feinen Details der historischen Gewänder, die im Umzug präsentiert werden. Etwa die einfachen und einfarbigen Stoffhemden, -hosen und -kleider, mit denen sich früher die Bauern, Landsknechte und Marketenderinnen kleideten. Die gehobene Gesellschaft auf der anderen Seite präsentiert sich in Gewändern mit feinen Details. Die Könige, Edeldamen und Stadträte zeigen etwa kunstvolle Kragen, bunte Hüte, mehrfarbige Kleider und Anzüge mit allerlei Broschen, verzierten Amtsketten, glänzenden Kronen und Edelsteinverzierungen.
Zu den sagenhaften Nachbildungen zählen auch die unzähligen Hellebarden, Musketen und Kanonen, mit denen die Umzugsgruppen zeigen, was das Kriegswesen der vergangenen Jahrhunderte hervorgebracht hat. Aber auch andere Stationen der Nördlinger Geschichte werden in Form von Gruppen-Bildern nacherlebt. Die erste urkundliche Erwähnung des Nördlinger Spitals im 13. Jahrhundert wird von Mönchen und Schwestern nachempfunden, die auf einem Einachser eine scheinbar verletzte und schreiende Frau transportieren. Und auch der Hexenwahn, ein dunkles Zeitalter in der Geschichte der Stadt, wird von dreckverschmierten Frauen in kartoffelsackähnlichen Kleidern nachgestellt, die die Besucher auf den Rängen um Gnade anflehen.
"Ich bin nur begeistert, der Umzug rührt richtig", sagt Hans Karg, der den Umzug auf einer der Tribünen mitverfolgt hat. "Allein die Knabenkapelle vorneweg ist immer beeindruckend, vor allem weil ich früher selbst mitgespielt habe", sagt Karg. Für Frederike Anton aus München waren die Kommentare der Stadtarchivare zu den Gruppen wichtig, "gerade, wenn man von außerhalb kommt und nicht viel von der Geschichte Nördlingens weiß".
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