
"Viva Voce" in Nördlingen: Hoch lebe die Stimme

Plus Die A-cappella-Band „Viva Voce“ begeistert im vollbesetzten Klösterle. Auch in veränderter Formation bietet das Quartett gesangliche Spitzenklasse.
Mit „Hoch lebe die Stimme!“ kann man „Viva Voce“ frei übersetzen und liegt damit ziemlich gut. Denn genau diesen Namen hat sich eine A-cappella-Band gegeben, die in der Vergangenheit schon häufig im Ries aufgetreten ist. Nach nunmehr vierjähriger, coronabedingter Pause gaben die vier Sänger aus dem Frankenland wieder ein Gastspiel in Nördlingen und wurden von den Besuchern im vollbesetzten Klösterle stürmisch gefeiert.
„Glücksbringer“ heißt das aktuelle Programm der Truppe und folgerichtig verbreiten schon die ersten Lieder „Das Leben geht weiter“ und „Es gibt 1000 Sprüche“ reichlich Optimismus. Zwischen den einzelnen Songs gibt es humorige Moderationen, wie etwa die Einlassungen der einzelnen Musiker zum persönlichen Glücksempfinden. Den zur Show „mitgeschleiften Gatten“ ist eine eigene Nummer gewidmet, bevor in „Hallo, du schönes Franken“ die eigene Heimat besungen wird und dem Publikum das größtmögliche fränkische Kompliment erläutert wird: „Basst scho!“
Viva Voce präsentiert selbst verfasste Texte
Leonard Cohens „Hallelujah“ läutet einen besinnlichen Teil ein, in dem auch die von der Band selbst verfassten Texte ernsthaft werden. „Lebensmittelpunkt“ spiegelt die Perspektive eines Vaters auf sein Kind wider („Ich will dir Wurzeln geben und Flügel“) und beim Liebeslied über ein altes Paar („Gib mir deine Hände, wir sind noch nicht am Ende“) kann man im Saal die berühmte Stecknadel fallen hören. Dass Viva Voce auch ausgezeichnet improvisieren können, zeigen sie, indem sie aus Zurufen des Publikums („Daniel, Bauerntorte und Ofnethöhlen“) spontan ein vielstimmiges Lied aus dem Hut zaubern. Witzige Choreografien hat sich das Quartett für das folgende Medley diverser Cover-Songs ausgedacht: die Schiffsbug-Pose aus dem Titanic-Song „My Heart Will Go On“ oder der angedeutete Hechtsprung bei „Time Of My Life“ aus „Dirty Dancing“. Und beim Bryan-Adams-Hit „Summer of 69“ klatschen die begeisterten Zuschauer aus Leibeskräften mit.
Viva Voce – das sind vier großartige Sänger, die auf der Bühne im Klösterle stehen und in diesem Sommer bereits ihr 25-jähriges Gründungsjubiläum feiern. Von der ursprünglichen Formation sind noch Bastian Hupfer und David Lugert (beide Tenor) mit dabei, nach Heiko Benjes (Bass, seit 2004) kam 2021 noch Andreas Kuch (Bariton) dazu. Nach langer Zwangspause sprühen die Musiker geradezu vor Spielfreude, wobei die Truppe musikalisch, stimmlich als auch im Bühnenauftritt exzellent harmoniert. In diversen Soli dürfen die einzelnen Sänger, deren einziges „Instrument“ das Mikrofon ist, auch ihre ganz individuellen gesanglichen Qualitäten ausspielen.
Den Beitrag zum Frankenfasching gibt es in Nördlingen
So wie Andreas Kuch, der mit einer atemberaubenden Beatbox-Nummer – hier werden Schlagzeug- und Percussion-Rhythmen nur mit Mund, Nase und Rachen imitiert – den zweiten Teil des Konzerts eröffnet. Auch hier wechseln sich stimmige Eigenkompositionen wie „Kristallkugelblues“ mit gecoverten Songs wie Don McLeans „American Pie“ oder Josh Grobans gefühlvolles „You Raise Me Up“. Aus Dions „The Wanderer“ wird das witzige „Der Zimmerer“ („hinauf, hinauf, hinauf“), ehe beim abschließenden „Halt mer zam“ erst die Handy-Taschenlampen geschwenkt werden und die Band dann mit „Standing Ovations“ gefeiert wird. Die Zugabe bringt mit „Twist & Shout“, „Let It Be“ und „Yesterday“ ein Medley bekannter Beatles-Hits, bevor es für die restlos begeisterten Besucher zum Abschluss noch ein besonderes „Zuckerl“ gibt: Viva Voce präsentieren erstmals vor Publikum ihren diesjährigen Beitrag zum Frankenfasching in Veitshöchheim.
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