Stummfilm-Klassiker mit Livemusik am Klavier
Im Heimatmuseum in Oettingen ist derzeit die Ausstellung "Kino - der Bilder Zauberbann" zu sehen. Dazu passend wurde jetzt ein besonderer Film gezeigt.
Der Heimatverein Oettingen und das örtliche Heimatmuseum haben im Rahmen der Ausstellung „Kino – der Bilder Zauberbann“ den dokumentarischen Stummfilm-Klassiker von Walther Ruttmann „Berlin - Sinfonie der Großstadt“ aus dem Jahre 1927 gezeigt. Dr. Herbert Wilhelm, Vorsitzender des Heimatvereins Oettingen, gab vor Beginn der Aufführung eine ausgesprochen fundierte und informative Einführung zum Film, der zu den wichtigsten der Kinogeschichte gehört. Zudem führte Wilhelm in die Zeit ein, in der der Stummfilm entstand.
Er stellte den Pianisten Murat Parlak vor, der - wie 1927 bei einer Kinovorführung üblich - den Stummfilm live auf einem Klavier begleitete. Vielen Besuchern war Parlak bereits von früheren Auftritten in Oettingen und Nördlingen bekannt und so wurde er wie ein alter Bekannter mit großem Applaus begrüßt.
Kontraste der Großstadt sind zu sehen
Der Film beginnt mit einer Bahnfahrt und geht dann in den Rhythmus der Großstadt mit all ihren Kontrasten über: Ruhe und leere Straßen im Morgengrauen, der schon damals halsbrecherische Verkehr, die Hektik des Tages, Maschinen und Arbeiter in Fabriken, mittendrin spielende Kinde. Am Mittag kehrt Ruhe ein, man begibt sich zu Tisch oder hält ein Schläfchen. Danach nimmt die Stadt noch einmal Fahrt auf, um am Abend im Taumel von Theater, Tanz und Vergnügen zu enden. Murat Parlak nahm die dynamische Schnitt-Technik des Dokumentarfilms meisterlich auf, fasste Beschleunigung und Ruhe in wiederkehrenden Motiven, die er abwechslungsreich variierte und durch spannende Improvisationen ergänzte. Sein mitreißendes Spiel brachte den Rhythmus der Metropole Berlin virtuos zum Ausdruck und entführte in ein Hör- und Seherlebnis der besonderen Art.
Das Publikum im ausverkauften Saal des Zentral Theater Kino zeigte sich nach der Aufführung regelrecht „geflasht“ und brauchte etwas Zeit, um das grandiose Erlebnis in Worte fassen zu können. Umso schöner war es dann, dass sich zum Ausklang des Abends der Künstler Murat Parlak unter die Besucher mischte und ungezwungen mit den Interessierten über das gemeinsame Erlebnis fachsimpelte und plauderte. (AZ)
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