Der unvergessene Freddie Mercury
Das Leben von Freddie Mercury war schillernd und tragisch. Was ist von der Rock-Ikone geblieben, die heute vor 25 Jahren starb?
Sting singt in einem neuen Lied hinein in dieses Jahr 2016, in dem so viele Musikikonen gestorben sind, den schönen Vers: „Another Obituary in the paper today. Rock Stars don’t ever die, they only fade away.“ Und zu diesen Rockstars, die demnach einfach nicht sterben, gehört sicher er, Freddie Mercury, Kopf der Band „Queen“, heute vor 25 Jahren einer Aids-Erkrankung erlegen, nur einen Tag, nachdem er sie öffentlich gemacht hatte.
Damals, 1991, bedeutete das mit all den indirekten Offenbarungen über das Privatleben noch einen Tabubruch. Und so stand in den Nachrufen in den Zeitungen damals eben nicht nur die Geschichte eines Showgenies, das weltweit die größten Arenen mit oft selbst geschriebenen Rockopern in Verzückung versetzte, von der „Bohemian Rapsody“ über „We Will Rock You“ bis „Another One Bites The Dust“ und „A Kind of Magic“. Sie berichteten auch über ein so schillerndes wie tragisches Schicksal.
Freddie Mercury pflegte den Exzess
Als Farrokh Bulsara wurde er am 5. September 1946 in Sansibar geboren, Sohn indischstämmiger Eltern, für die als gläubige Zoroastrier Homosexualität eine schwere Sünde war. Das Dilemma zeigt sich im Nachhinein besonders klar. Bei Elvis etwa darin, dass seine eigenwillige Erscheinung heute nach Las Vegas passt. Freddy Mercurys Look taucht auf faschingshaften Festparaden für gleichgeschlechtliche Liebe auf. Wie seine Musik jedenfalls reinster Bombast, seine Auftritte Theatralik waren, so liebte er privat Luxus und Extravaganz, lebte er in einer Villa mit 24 Zimmern in London und pflegte den Exzess. Die permanente Suche nach Aufmerksamkeit, die Sehnsucht nach Rausch und Liebe als Flucht vor frühen Verletzungen und existenzieller Verängstigung – so resümiert das die aktuelle Biografie von Leslie-Ann Jones.
Heute wäre Farrokh alias Freddy 70 Jahre alt – ist vorstellbar, dass er wie ein Jagger oder Gilmour gealtert noch lebte? Noch auftrete? Ein faltiges Lächeln im Überbiss unter ergrautem Schurrbart – wäre das nicht schön? Wenn Rockstars aber, wie Sting singt, nicht sterben, nur verblassen – wie viel ist von Mercury heute auch so noch da?
Lady Gagas Name ist Anlehnung an sein „Radio Gaga“; die weltweiten Nummer-eins-Rocker von Muse sind mit ihrem Bombast ohne Vorfahre Freddy nicht denkbar; und seine Stimme in den alten, unsterblichen Songs der mit Brian May und Roger Taylor noch immer existierenden Band Queen immer wieder plötzlich da, von der Feier des Triumph bis zum Abschied in den Tod, von „We Are The Champions“ bis „Who Wants To Live Forever“: klar, Freddy lebt!
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