Zeugen schildern Eindrücke des Tatorts nach Polizisten-Mord
Im Prozess um die getöteten Polizisten in Kusel haben am Montag erste Zeugen ausgesagt. Sie schildern erschütternde Eindrücke vom Tatort.
Nach dem Mord an zwei Polizisten in Kusel in Rheinland-Pfalz von Ende Januar sagen heute zum ersten Mal Zeugen im Mordprozess aus. Zunächst sind Einsatzkräfte und Rettungssanitäter geladen, um ihre Eindrücke vom Tatort zu schildern. Was sie erzählen, klingt drastisch.
"Das Blut lief die Straße hinunter", zitiert die Deutsche Presseagentur (dpa) einen 27-jährigen Kollegen der beiden erschossenen Polizisten. Er habe während seiner Aussage spürbar erschüttert gewirkt. Die junge Polizeianwärterin habe tot im Licht der Autoscheinwerfer auf der Kreisstraße 22 gelegen, mit schwersten Verletzungen nach einem Kopfschuss. Ihr Kollege lag in einer Wiese, auch er tödlich am Kopf getroffen. "Eine Patronenhülse lag in der Blutspur, später setzte Schneeregen ein", habe der Polizist weiter ausgesagt. Er hätte heute eigentlich Dienst gehabt beim G7-Gipfel in Garmisch-Partenkirchen, stattdessen muss er in Kaiserslautern über den wohl schwersten Tag seiner Karriere sprechen.
Prozess nach Polizistenmord in Kusel: 13 Zeugen allein am Montag geladen
Der nächste Zeuge war ein 30 Jahre alter Polizist aus Kusel. Er habe laut dpa von einer nächtlichen "Irrfahrt" der Einsatzfahrzeuge nach dem verzweifelten Hilferuf des Polizeikommissars gesprochen. Man habe den Tatort erst nicht gefunden. Auf die Frage, ob er sich die Leiche seines Kollegen angeschaut habe, habe er mit "Nein" geantwortet und weiter: "Das wollte ich aus persönlichen Gründen nicht". Der Getötete sei sein Freund gewesen.
Insgesamt sind am Montag 13 Zeugen geladen. Darunter sind auch die Ehefrau und die Schwiegermutter des 39-jährigen Hauptangeklagten. Sie verweigern die Aussage, und auch die Verlobte des 33-jährigen Komplizen will nicht aussagen. Prozessauftakt war vergangene Woche, zu Beginn hatte der Hauptangeklagte von seinem Verteidiger eine Erklärung verlesen lassen. Darin wies er die Mordvorwürfe zurück und gab seinem Komplizen die Schuld am Tod der Polizistin. Für sich selbst schilderte er eine Art Notwehrlage, aus der heraus er auf den Polizisten geschossen habe. Der Verteidiger des 33-Jährigen hatte die Erklärung als unzutreffend zurückgewiesen. Der Komplize ist nicht in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft wirft im versuchte Strafvereitelung vor.
Mord an Polizisten in Kusel: Prozess in Kaiserslautern bis September angesetzt
Das Landgericht hat Prozesstermine bis zum 9. September angesetzt. Sollte der Hauptangeklagte verurteilt werden, droht ihm eine Unterbringung mit Sicherheitsverwahrung. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die beiden Polizisten bei der nächtlichen Fahrzeugkontrolle mit Gewehrschüssen getötet zu haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Am Dienstag um 9 Uhr wird der Prozess fortgesetzt. (Mit dpa)