Bande von Liebesbetrügern auf Mallorca festgenommen
Die spanische Polizei hat auf Mallorca eine Bande von Liebesschwindlern zerschlagen. Diese gingen überaus raffiniert vor. Sie setzten sogar einen gut aussehenden Schauspieler ein.
Die Masche ist nicht neu, aber sie funktioniert noch immer. Vor allem: Sie hat sich in den vergangenen Jahren zu einem einträglichen Geschäft entwickelt. Die Rede ist vom Betrug mit der "großen Liebe". Verbreitet hat sich die Masche mithilfe von Online-Kontaktplattformen, Singlebörsen, Dating-Apps und sozialen Netzwerken. Täter benutzen diese, um insbesondere Frauen mit amourösen Lügen und falschen Versprechungen Geld aus der Tasche zu ziehen. In Spanien gelang es nun der Polizei, eine jener internationalen Banden zu zerschlagen, die hinter diesem "Liebesbetrug" stecken.
Die Kriminellen hatten ihre Zentrale auf der spanischen Ferieninsel Mallorca und in der ebenfalls sehr touristischen Costa-del-Sol-Hauptstadt Málaga in Südspanien. Ihre Opfer, meist ältere und alleinstehende Frauen, fanden sie in ganz Europa. Die spanischen Ermittler machten zum Beispiel Betroffene in Deutschland, Luxemburg, Italien, Polen und Finnland aus. Der entstandene Schaden wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Wie die spanische Polizei am Freitag mitteilte, wurden bisher 16 Personen festgenommen: 15 Festnahmen gab es auf Mallorca, eine in Málaga. Als Kopf der Bande gilt ein 27-jähriger Nigerianer, der auf der Urlaubsinsel festgesetzt wurde.
Einer der Kriminellen auf Mallorca täuschte vor, US-Elitesoldat zu sein
Die Spuren von Online-Betrügereien aller Art führen dabei oftmals in das westafrikanische Land Nigeria - ebenso bei der weitverbreiteten Abzocke mit angeblichen Lottogewinnen. Die Ermittler sprechen deshalb von der „Nigeria-Connection”. In ihren aktuellen Ermittlungen kamen sie den Betrügern durch einen besonders extremen Fall auf die Spur. Bei dem wurde eine Frau in der Costa-Blanca-Stadt Alicante um mehr als 800.000 Euro betrogen. Einer der Kriminellen täuschte ihr vor, Mitglied der US-Elitesoldatentruppe Marines zu sein. Er behauptete, dass er wegen seiner Auslandseinsätze in geheimen Missionen unterwegs sei und sich deswegen nicht persönlich mit ihr, seiner großen Liebe, treffen könne.
"In jahrelangen Kontakten gewannen die Betrüger das Vertrauen der Frau“, berichtet die mallorquinische Kripo, die die Ermittlungen leitete. In E-Mails, Briefen und Netzwerk-Nachrichten überhäufte die Bande ihr Opfer mit Liebesbekundungen. Sogar Videoanrufe, in denen einer der Täter die Rolle des Elitesoldaten spielte, benutzten sie, um die Frau zu umgarnen. Und um sie glauben zu machen, dass sie eine intensive Liebesbeziehung mit dem Mann führe. Bei ihren Kontakten arbeiteten die Täter, wie in solchen Fällen üblich, mit falschen Benutzerkonten, um Spuren zu verwischen – was die Ermittlungen erheblich erschwerte.
„Der falsche Soldat nutzte alle möglichen Ausreden, um die Frau um Geld zu bitten“, erklärten die Ermittler nun. Dabei habe er beispielsweise angeführt, er fürchte um sein Leben und brauche viel Geld für persönliche Sicherheitsmaßnahmen. Eine emotionale Erpressung, die Wirkung zeigte. Die psychische Abhängigkeit der Frau von ihrem "Liebhaber" wurde derart groß, dass sie bereit war, ihre gesamten Ersparnisse zu überweisen und sogar Kredite für ihn aufzunehmen. Erst als sie kein Geld mehr besaß und der mutmaßliche Verehrer plötzlich von der Bildfläche verschwand, ging sie zur Polizei. Der Trick mit dem Elitesoldaten funktionierte auch noch mit weiteren Opfern.
Liebesbetrug auf Mallorca: Die Dunkelziffer dürfte hoch sein
Die Polizei wies vor diesem Hintergrund darauf hin, dass die Betrüger bei der Liebesmasche, die bei Fachleuten unter dem englischen Begriff „romance scam“ bekannt ist, gerne interessant klingende Profile benutzen: Sie geben sich zum Beispiel als Ärzte oder erfolgreiche Geschäftsleute aus. Beamte in Spanien wie in anderen europäischen Staaten erhalten jedes Jahr tausende von Anzeigen, in denen Frauen, aber auch Männer Opfer dieser Masche wurden. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, da viele Betroffene wohl aus Scham den Betrug nicht anzeigen.
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