"Aushalten oder ausschalten": Die Kritik zum Luzern-Tatort
Vorletzter Einsatz für Reto Flückiger und Liz Ritschard - und es bleibt der Eindruck: Luzern war ein großes Tatort-Missverständnis. Die Kritik zu "Ausgezählt".
Der Tatort aus Luzern hat in Deutschland nie eine große Fangemeinde gehabt. Das liegt auch daran, dass der Schweizer Wortwitz nur in Schweizerdeutsch rüberkommt, so, wie die Krimis im Schweizer Fernsehen gezeigt werden. Für das deutsche Publikum gibt es aber die Hochdeutsch-Version, weil es die Mundart nur schwer verstehen würde. Keine guten Voraussetzung.
So quälte sich der Luzern-Tatort seit 2011 ziemlich steif und hölzern dahin. Die Folge: meist bescheidene Quoten, fast immer schwache Kritiken. Auch der vorletzte Fall mit Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) machte da keine Ausnahme. Aus den Pressestimmen liest sich deutlich heraus: Gut, wenn es bald ein Ende hat. Die Kritik zu "Ausgezählt".
Kritik zum Luzern-Tatort gestern: "Es fehlen die Emotionen"
Es ist eine nette Abwechslung, dass sich nicht alles um den Mordfall dreht. Dass die Kommissare unter erheblichem Zeitdruck ermitteln, bietet das Potential für enorme Spannung. Diese wird jedoch allzu oft im Keim erstickt, weil sich der Film jede Menge andere Handlungsstränge aufgehalst hat, die eben auch auserzählt werden müssen. (...) Nichts davon ist uninteressant, doch so viel Handlung zu einem spannenden Film zu verweben, ist Regisseurin Katalin Gödrös sowie den Autoren Urs Bühler und Michael Herzig leider nicht gelungen. Focus Online
Die Schweizer können Uhren, Schokolade und sicher noch manches andere, aber einen richtig guten Tatort können sie nicht. Jedenfalls wohl nicht mehr mit diesem Team, mit Delia Mayer als Liz Ritschard und Stefan Gubser als Reto Flückiger, denen Drehbuch und Regie zu oft keine Chance gegeben haben. Frankfurter Rundschau
Eigentlich bringt dieser Fall alles mit, was man für einen guten Krimi braucht. Doch richtig Spannung will leider nicht aufkommen, es fehlen die Emotionen. Stern
Tatort Bewertung: "Zu überdimensioniert fürs beschauliche Luzern"
Trotz auf den Punkt inszenierter Boxszene am Anfang können wir uns bei diesem letzten neuen Tatort vor der Sommerpause nicht helfen: Box-Mafia und Pumpgun-Morde wirken einfach zu überdimensioniert fürs beschauliche Luzern. Spiegel Online
Die Suche nach der Boxerin kommt filmisch nicht so recht voran. Es tut sich wenig, kaum Action, viel Warten, und lange Einstellungen von Ritschard beim Joggen, Flückiger beim Nachdenken. So sieht man die Ermittler wenigstens noch einmal prominent. Deutsche Presse-Agentur
Jetzt könnte man natürlich einen Scherz über Schweizer Uhren machen und darüber, dass die auch nicht mehr sind, was sie waren. Passt aber nicht. Weil der Luzerner Tatort eben nie anders war als dieses hübsch fotografierte, fein musikalisierte, aber von künstlichen Komplikationen und Klischees vollgestellte Ding. Da hilft nur aushalten. Oder ausschalten. Welt
Vor der Sommerpause kommt der Schweizer Tatort ein vorletztes Mal aus Luzern. Er will hoch hinaus – und es passt hier nichts so recht zusammen. Neue Zürcher Zeitung
Tatort-Kritik: Luzern geht angezählt in die Sommerpause
Alles also beim Alten, was den Schweizer Krimi angeht. Man könnte nun zynisch sein, und den Titel des Films, „Ausgezählt“, wörtlich nehmen als Bestandsaufnahme eines Genres. Aber so weit wollen wir es nicht kommen lassen. Geben wir zunächst den Züricher Ermittlern eine Chance. Berliner Morgenpost
Der letzte Tatort der laufenden Saison hat zwar alle Anlagen, um die Zuschauer mit einem großen Knall in die Sommerpause zu verabschieden, verstolpert sich aber bei der Ausführung auf fast allen Ebenen. Das beginnt schon bei den hölzernen Dialogen, die auf Schultheaterniveau daherkommen. (...) Das Drehbuch enttäuscht aber nicht nur durch bestenfalls mäßig geschriebene Dialoge, sondern vor allem durch die teils hanebüchenen Konstruktionen, die sich der Autor Urs Bühler hat einfallen lassen: Aufzählen lassen sie sich wegen Spoilergefahr leider nicht - aber wer sich "Ausgezählt" tatsächlich antut, merkt früh genug, was gemeint ist. Und weiß spätestens dann, warum der Luzerner Tatort angezählt in die Sommerpause geht. ntv
Die Versatzstücke passen nicht recht zusammen – wie so oft beim Luzern-Tatort. Dass Polizeichef Mattmann wie eine Karikatur von Jean-Claude Juncker wirkt, mag manchen mehr stören und manchen weniger. Aber die Nachsynchronisierung der schwyzerdütschen Dialoge lässt alles steril wirken. Egal jetzt. Nächstes Mal heißt es „Adé“ Ritschard und Flückiger – und nicht „Uf Wiederluege“. RP Online
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