Das große ß ist da
Das kleine scharfe "ß" hat einen großen Bruder bekommen. Der neue Großbuchstabe komplettiert das deutsche Alphabet, das nun 27 Buchstaben hat.
Unter der Bezeichnung 1E9E ist er nun in den internationalen Zeichensätzen ISO-10646 und Unicode 5.1 verankert - nach 130 Jahren reger Diskussionen um Zweck und Nutzen. Schließlich gibt es in der deutschen Sprache kein einziges Wort, das mit einem großen ß beginnt - und in der Schweiz und in Liechtenstein ist das kleine ß seit 2006 offiziell abgeschafft.
Dennoch könnte es in Zukunft bei der Großschreibung kompletter Wörter für mehr Klarheit sorgen. Meint ein Schreiber mit MASSE nun Maße oder Masse, muss ein Herr WEISS auch die Rechnungen eines Herrn Weiß bezahlen?
Zahlreiche Designer und Typografen haben sich Gedanken gemacht über ein angemessenes Äußeres des neuen "Eszett", das es als Kleinbuchstaben seit mehr als 700 Jahren gibt. Die Vorgaben: Der neue Buchstabe sollte dem kleinen ß ähneln, er müsse sich aber gleichzeitig deutlich vom großen B abheben. Die deutsche Rechtschreibung wird das große ß aber vorerst nicht beeinflussen - die Schreibung mit Doppel-S bleibt auch weiterhin korrekt. Inwiefern die Deutschen den neuen Buchstaben tatsächlich in Zukunft gebrauchen werden, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich der Buchstabe auf der Computer-Tastatur erzeugen lässt. Und das dürfte durchaus ein Problem werden, sollte es eine neue Taste geben. Mit einer neuen Tastenkombination hätten wiederum die Schnellschreiber Schwierigkeiten.
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