Das Wochenende wird verschoben
Wegen der Globalisierung wird in Algerien jetzt das Wochenende verlegt.
Von Ralph Schulze
Algier/Madrid - Die Globalisierung macht auch vor islamischen Ländern nicht halt. Und verändert religiös begründete Gewohnheiten wie etwa das Wochenende. In Algerien, auf der südlichen Seite des Mittelmeeres, wurde bisher am Donnerstag und Freitag frei gemacht. Das soll sich nun ändern.
Künftig, verordnete der Ministerrat per Federstrich, werden in dem nordafrikanischen Staat am Freitag und Samstag die Füße hochgelegt. Diese kleine Verschiebung um einen Tag wird, nach Schätzung der Experten, ziemlich große Folgen haben: Bis zu 750 Millionen Dollar pro Jahr hofft die vor allem von Öl- und Gasfeldern lebende Wirtschaft des Wüstenstaates zusätzlich einzunehmen. Einfach durch die Tatsache, dass in Algerien in der Zukunft auch am Donnerstag der Telefonhörer abgenommen wird. Und man wenigstens vier statt bisher nur drei Werktage mit der westlichen Welt teilt.
Einige multinationale Konzerne in Algerien hatten das Wochenende in derVergangenheit bereits still und heimlich auf eigene Rechnung verschoben. Um nicht länger untätig zu sein, wenn Europa, der wichtigste Handelspartner, arbeitet. Und zu ruhen, wenn auf der nördlichen Seite des Mittelmeereslukrative Geschäfte gemacht werden. "Von Donnerstag bis Sonntag waren wir bisher von der Außenwelt angeschnitten", beschrieb ein Unternehmer die bisherige Lage.
Am liebsten hätten sich die algerischen Wirtschaftskapitäne freilich gleich ganz den westlichen Sitten angepasst, um den internationalen Handel durch optimalen Gleichschritt mit der Europäischen Union anzukurbeln. Doch aus Rücksicht auf die im Volk einflussreichen Islamisten wollte Algeriens Regierung den - laut islamischem Kalender - heiligen Gebets-Freitag zunächst retten.
Etliche nordafrikanische Nachbarn wie Marokko, Tunesien und Mauretanien gehen da bereits pragmatischer vor: Sie haben schon längst das westlicheWochenende mit den arbeitsfreien Tagen Samstag und Sonntag eingeführt. Am Freitag wird den Gläubigen aber Gelegenheit gegeben, dem Muezzin-Ruf zu folgen und während der Arbeitszeit zum Gebet in die Moschee zu gehen.
Ein großer Produktivitätsverlust wurde durch den Moscheebesuch übrigens nicht festgestellt. Zumal die westliche Arbeitswelt ebenfalls regelmäßigeUnterbrechungen hinnimmt - die Kaffeepausen.
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