Fall Strauss-Kahn: "Notorischer Lügnerin aufgesessen"
Die New Yorker Staatsanwaltschaft hat die Anklage gegen Dominique Strauss-Kahn zurückgezogen. Das Zimmermädchen hatte sich offenbar in ein Lügenmeer verstrickt.
Der Prozess um die Vergewaltigung eines Zimmermädchens scheint für den Banker Dominique Strauss-Kahn eine glückliche Wende zu nehmen. Die New- Yorker Staatsanwaltschaft hat ihre Anklage gegen den ehemaligen IWF-Chef zurückgezogen. Sie gab zu, einer "notorischen Lügnerin aufgesessen zu sein.
Das Zimmermädchen log sogar unter Eid
Oberstaatsanwalt Cyrus Vance hatte am Montag den zuständigen Richter Michael Obus gebeten, das Verfahren gegen Strauss-Kahn zu beenden. Das 25-jährige Zimmermädchen Nafissatou Diallo aus Guinea, das den 62-Jährigen der Vergewaltigung bezichtigt hatte, habe bei wiederholten Vernehmungen "durchgehend und manchmal unverständlich" die Unwahrheit gesagt. Das 25-seitige Dokument der Staatsanwaltschaft, auf der die Gründe für den Rückzug der Anklage vermerkt sind, steht auf der Internetseite der New Yorker Justiz. Vance erklärt darin, dass er nicht in der Lage sei, das Verfahren fortzusetzen.
Mit ihrer ersten Schilderung der Geschehnisse habe Diallo keinen Verdacht erweckt. Jedoch habe sie sie bei Nachfragen bis zu drei verschiedene Versionen wichtiger Details erzählt. Das mache es der Staatsanwaltschaft unmöglich, die Anklage gegen Strauss-Kahn zweifelsfrei vor der Jury zu vertreten. Zudem ist es mehr als fraglich, ob der Geschlechtsverkehr wirklich unfreiwillig geschah und gewaltsam erzwungen wurde. Sogar unter Eid sei die Zeugin von der Wahrheit abgewichen, so Vance.
Was das Zimmermädchen außerdem zweifelhaft erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass sie sich mit einem inhaftierten Freund über das Vermögen des ehemaligen IWF-Chefs unterhalten hatte und das einen Tag nach dem angeblichen sexuellen Übergriff. Deshalb glauben Strauss-Kahns Anwälte auch, der Frau gehe es mit der Klage nur um Geld.
In Frankreich erwartet Strauss-Kahn eine erneute Klage
Bei der Anhörung am Dienstag wird der von der Staatsanwaltschaft eingereichte Antrag wohl angesprochen werden. Der ehemalige Chef des internationalen Währungsfonds wird dann auch seine Pässe zurück bekommen. Strauss-Kahn wird dann wohl nach Frankreich zurückreisen.
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Zurück in der Heimat erwartet ihn allerdings eine weitere Klage wegen angeblicher sexueller Gewalt. Trotzdem könnte er dort einen neue politische Karriere starten. Vor seiner Verhaftung hatte Strauss-Kahn als aussichtsreicher Kandidat der Sozialisten für das Amt des französischen Präsidenten gegolten. Es bleibt jedoch fraglich ob und wie schnell er die "Sexaffäre" und die Klage in der Heimat hinter sich lassen kann.
Das New Yorker Zimmermädchen hat eine Zivilklage gegen Strauss-Kahn eingereicht und fordert Entschädigung von ihm. AZ mit dpa
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