Forscher entwickeln Karies-Behandlung ohne Bohren
Alle, die Angst vor Karies und der Behandlung beim Zahnarzt haben, können aufatmen. Forscher haben eine Methode entwickelt, mit der Karies schnell und schmerzfrei behandelt werden kann. Von Andrea Wenzel
Von Andrea Wenzel
Augsburg/Berlin (AZ) - Die meisten Menschen gehen nicht gerne zum Zahnarzt. Im Hinterkopf spukt die Angst vor Karies. Hoffentlich muss der Mediziner nicht bohren!
Für all diese Patienten gibt es gute Nachrichten: Forscher der Berliner Charité und der Uniklinik Kiel haben ein Verfahren entwickelt, bei dem Karies zwischen den Zähnen und im Anfangsstadium ohne Bohrer behandelt werden kann.
So gehts: Im ersten Schritt wird die Kariesoberfläche mit einem Ätzgel aufgeraut. Dann wird das Porensystem getrocknet und schließlich mit einem Kunststoff ausgefüllt. Dabei dringt der Stoff in die Karies ein und verschließt die Poren. Als letztes wird der Kunststoff lichtgehärtet.
Der Vorteil des Verfahrens liegt für Privatdozent Dr. Hendrik Meyer-Lückel und seinen Kollegen Dr. Sebastian Paris von der Uniklinik Kiel auf der Hand. "Wenn der Zahnarzt bohrt, muss er viel mehr gesundes Material abtragen, als beim neuen Infiltrationsverfahren. Gerade im Anfangsstadium stellt sich oft die Frage, ob man bereits bohren soll oder noch nicht. Bei der Infiltration kann man nun schnell und effektiv die Karies behandeln ohne gesundes Zahnmaterial anzugreifen."
Doch die Behandlungsmethode hat zwei Haken: Im fortgeschrittenen Stadium funktioniert sie nicht. "Bei großen Kariesstellen ist das, was man stabilisieren möchte, schon zu stark geschädigt", erklären die Experten. In diesem Fall muss der Zahnarzt weiterhin zum Bohrer greifen.
Haken Nummer zwei: Wo die Methode eingesetzt werden kann, muss der Patient die Kosten selbst tragen. Die Kassen zahlen für das Verfahren bisher nicht.
Wer sich für die schnelle und einfache Karies-Behandlung interessiert, kann sich bei seinem Zahnarzt informieren. Die Forscher haben alle Zahnärzte in Deutschland über die Behandlungsmethode informiert. Das Interesse der Ärzte sei vorhanden. Bisher, so schätzt Privatdozent Dr. Hendrik Meyer-Lückel, bieten jedoch erst zwischen zwei und drei Prozent der Ärzte diese Behandlungsmöglichkeit an.
Hintergrund:
Die Kariesinfiltration ist beim Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" ausgezeichnet worden. "Deutschland - Land der Ideen" ist eine Initiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler. An der Forschung beteiligt waren Forscher der Charité in Berlin und Kollegen der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
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