Freddy Quinn wird 80: So fern das Heimatland

Das ist so eine Sache mit den Kindheitsidolen. Wenn im Radio Freddy Quinn sang, dass er Sehnsucht nach der Ferne habe, wann immer ein weißes Schiff nach Hongkong fährt, entstanden im Kopf Technicolor-Bilder von einem abenteuerlustigen Seemann, der irgendwo auf der Welt Schurken in die Schranken wies, hübsche junge Frauen zurückließ und unentwegt berichtete, wie es denn so „unter fremden Sternen“ sei. Heute wird der Sänger und Entertainer Freddy Quinn 80 Jahre alt.

Es ist still geworden um Freddy Quinn. Seit Jahren ist nichts mehr von dem einstigen Entertainer zu hören und zu lesen. Nach dem Tod seiner Lebensgefährtin im Jahr 2008 zog sich Quinn aus der Öffentlichkeit zurück. Und wie man weiß, wollte er schon lange nicht mehr auf seine Seemanns-Erfolge angesprochen werden, die ihm im Wirtschaftswunderland der 50er und frühen 60er Jahre eine einmalige Karriere bescherten. Rund 60 Millionen Tonträger verkaufte der gebürtige Österreicher, der sich aber in Hamburg wohler gefühlt hat.

Dabei stand der einsame Seefahrer und Weltenbummler mit dem markant geschnittenen Gesicht ebenso wie der lachende Vagabund Fred Bertelmann für die Traumwelt des Mannes, der sechs Tage in der Woche in der Fabrik arbeitete und sich allenfalls mit Frau und Kindern eine Woche Zelten am Gardasee gönnen konnte.

Der Weltenbummler wurde bürgerlich

Mit „Junge, komm bald wieder“ – einem seiner größten Erfolge – leitete der unabhängige Freddy 1962 seinen Übergang ins Bürgertum ein. Familienbande statt Abenteuerlust unter Palmen. Im Jahr 1966 legte sich der Sänger dann mit seinen Fans an, die nun keine schwärmerischen Buben mehr waren, sondern verrückt nach Beatmusik und lange Haare einfach cool fanden (wobei das Wort damals noch nicht ’cool‘ war). Freddy Quinn sang „Wir“. Darin heißt es unter anderem: „Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden? WIR!“ Und legte noch nach: „Ihr lungert herum in Parks und Gassen, wer kann eure sinnlose Faulheit nicht fassen? WIR!“

Der Verkaufserfolg hielt sich in Grenzen. Aber selbst seine Kritiker bewunderten die Vielseitigkeit des Unterhalters, der seine Erfahrung auch als Artist unter der Zirkuskuppel demonstrierte. Eines hatte Freddy Quinn den Casting-Kandidaten von heute voraus. Nämlich das Prinzip: Zeig dem Publikum, was du alles drauf hast!