Gericht will Prozess um Loveparade-Unglück einstellen
Achteinhalb Jahre nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg könnte der Strafprozess ohne Urteil zu Ende gehen. Das Gericht hat eine Einstellung vorgeschlagen.
Im Strafprozess um die Katastrophe bei der Duisburger Loveparade geht es an diesem Donnerstag (13 Uhr) um die vom Gericht beabsichtigte Verfahrenseinstellung. Der Vorsitzende Richter Mario Plein will zu Beginn des 97. Verhandlungstages über die wesentlichen Inhalte eines sogenannten Rechtsgesprächs berichten. Eine Entscheidung wird erst in einigen Wochen erwartet.
Bei dem Rechtsgespräch hatten am Mittwoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Verteidiger, Staatsanwälte, Nebenklage-Anwälte und Richter über den weiteren Ablauf des Verfahrens gesprochen. Verfahrensbeteiligte berichteten anschließend übereinstimmend, dass das Landgericht Duisburg das Verfahren gegen alle zehn Angeklagten einstellen will. Der Prozess würde damit ohne Urteil enden.
Loveparade 2010 in Duisburg: 21 Menschen kamen ums Leben
Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg gab es am einzigen Zu- und Abgang des Veranstaltungsgeländes ein so großes Gedränge, dass 21 Menschen erdrückt und mindestens 652 verletzt wurden. Angeklagt sind sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier des Veranstalters Lopavent.
Die Staatsanwaltschaft habe bei dem Rechtsgespräch am Mittwoch deutlich gemacht, dass für sie nur eine Einstellung mit Geldauflage für die Angeklagten in Frage komme, berichteten mehrere Anwälte. Die Verteidiger sprachen sich für eine Einstellung ohne Auflagen aus.
Teilnehmer nannten die Gesprächsatmosphäre "sachlich" und "professionell". Für sieben Angeklagte schlug das Gericht demnach wegen absehbar geringer Schuld eine Einstellung ohne Auflage vor. Dies gelte für alle sechs städtischen Bediensteten und einen Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent.
Bei den anderen drei angeklagten Lopavent-Mitarbeitern habe das Gericht wegen deren Einbindung in die organisatorischen Abläufe am Veranstaltungstag nach vorläufiger Bewertung eine "mittlere" Schuld gesehen und eine Einstellung gegen Auflage vorgeschlagen, sagte ein Verteidiger.
Überlebende und Angehörige hatten lange auf einen Strafprozess gewartet, der schließlich im Dezember 2017 begann. Wegen der Größe des Verfahrens verhandelt das Landgericht Duisburg in einer Kongresshalle im benachbarten Düsseldorf. (dpa)
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