Die Liebe in Zeiten des Internets
„Liebe ist kein Zufall“, „Hier verliebst du dich“ – so werben Partner- und Datingbörsen im Internet. Immer mehr Beziehungen kommen online zustande. Was heißt das aber?
In den USA wird die Partnervermittlung im Internet immer beliebter. Mehr als ein Drittel aller Ehen kommen über das Internet zustande, wie aus einer Studie der Universität Chicago hervorgeht. Zudem seien Ehepaare, die sich über das Internet kennengelernt haben, zufriedener mit ihrem Partner. Dafür wurden die Biografien von 19 131 Bürgern ausgewertet.
Virtuelles Anbandeln hoch im Kurs
Die virtuelle Kontaktaufnahme liege dabei ganz weit vorn, verglichen mit traditionellen Anbandelungen wie am Arbeitsplatz (22 Prozent), über Freunde (19 Prozent) und in der Schule (elf Prozent). „Die Börsen im Internet werben massiv“, sagt Julia Dombrowski, Autorin des Buches „Die Suche nach der Liebe im Netz“. Die Ethnologin aus Hamburg berichtet, dass es keine vergleichbaren Studien in dieser Größenordnung in Deutschland gebe und dennoch weiß sie: „Man macht allgemein mehr im Internet, zum Beispiel Online-Banking. Wieso also soll man nicht auch den Partner im Netz finden?“
Vor allem für Menschen, die in reinen Frauen- oder Männerberufen arbeiten, seien die Online-Plattformen eine Möglichkeit, jemanden kennenzulernen. Im Freundeskreis komme es häufig vor, dass viele bereits einen Partner haben. Für diejenigen, die nicht jedes Wochenende ausgehen, dienen die Online-Vermittlungen als gute Kontaktmöglichkeit. Nicht nur in der Disco könne man „jemanden ansprechen oder angesprochen werden“, sondern auch im Netz. „Was daraus wird, ist etwas anderes“, warnt sie vor einer Anfangseuphorie.
Viele Singles seien schnell desillusioniert. „Manche gehen da mit wahnsinnigen Hoffnungen rein“, sagt sie. Sie suchen nach dem bestmöglichen Partner. Börsen, die mitspeziellen Suchsystemen arbeiten, schlagen immer wieder Partner vor. „Man hat diese 10 000 Möglichkeiten, doch die Leute lernen schnell, dass es nur die Theorie ist“, erklärt die Autorin. Die wenigsten zum Beispiel wollen eine Fernbeziehung. Wie im echten Leben aber gebe es auch hier „schwarze Schafe“, die sich zum Beispiel mit mehreren Frauen gleichzeitig treffen.
Auf die eigene Privatsphäre achten
Eine Vermittlungsbörse im Internet sei jedoch weder „gefährlich“ noch „unmoralisch“, wie manche denken. Dennoch sollte man in den angelegten Profilen auf die eigene Privatsphäre achten. Dombrowski weist darauf hin, dass Vermittlungsbörsen auch Spitznamen anbieten. Manche Börsen, die auf Kosenamen wie „Toller Hecht“ verzichten wollen, bieten auch Codes an, die mit Nummern versehen sind.
Je mehr man für eine Mitgliedschaft bei einer Vermittlungsbörse zahle, umso mehr sei die Seriosität gewahrt, sagt Expertin Julia Dombrowski. Und selbst wenn sich nicht auf Anhieb der Traumpartner finden lässt, machen viele die Erfahrung: „Ich habe tierisch viele Leute kennengelernt.“
Die Diskussion ist geschlossen.