"Hurts" in München: Mitreißend und melancholisch
Sie sind aus dem Nichts aufgetaucht und gleich auf Platz zwei der deutschen Singlecharts eingestiegen: Die Pop-Newcomer von Hurts waren am Freitag zu Gast in der Theaterfabrik München - und das Publikum begeistert. Von Kathrin Feulner
Sie sind aus dem Nichts aufgetaucht und gleich auf Platz zwei der deutschen Singlecharts eingestiegen: Die Pop-Newcomer von Hurts waren am Freitag zu Gast in der Theaterfabrik München - und das Publikum begeistert.
Der Anzug sitzt, der Scheitel wie immer akkurat gezogen, die Miene ernst. Im Hintergrund ein riesiger, furchterregend aussehender Opernsänger, der die Band begleitet. Auf dem Klavier weiße Rosen, die Theo Hutchcraft später ins Publikum wirft - eine Szene, wie aus einem Schwarz-Weiß-Film. Vorne Hutchcraft, der Sänger, der Sprecher. Daneben Adam Anderson, der Schweiger, der fast regungslos an seinem Klavier sitzt.
Hurts orientieren sich am Synthipop der 80er, an Gruppen wie Soft Cell, Tears For Fears, Heaven 17 und den Pet Shop Boys. Die Melodien sind traurig, die Texte melodramatisch. Vielleicht liegt es daran, dass die Band aus der Not geboren wurde, aus der Arbeitslosigkeit heraus - ein denkbar unglücklicher Moment im Leben.
"Wonderful Life", das Lied, das die Männer in Deutschland bekannt gemacht hat, handelt von einem Mann, den ein Mädchen davor bewahrt, sich in den Fluss zu stürzen. Doch das Erstaunliche: So melancholisch die Musik des Duos aus Manchester auch ist, live ist sie einfach nur mitreißend und unglaublich positiv.
Genau das wollen Hurts ja auch. Schließlich heißt ihr Album "Happiness", auch wenn das im ersten Moment wie ein Widerspruch wirkt. "Blood, Tears and Gold" sorgt für Gänsehaut. Das Publikum geht vom ersten Moment an mit. Obwohl das Debütalbum der Band erst am 27. August in Deutschland erschienen ist, wirken viele Zuhörer wie eingefleischte Fans, jede Textzeile sitzt.
Schon seit einem Jahr ist das Duo im Netz zu finden. Etliche Blogger haben Hurts als große Pophoffnung des Jahres gefeiert und damit einen Hype ausgelöst unter denen, die auf diese Musik stehen. Und das sind, wie sich beim Konzert in München zeigt, ganz unterschiedliche Typen: Einige wirken, als würden sie eher auf ein Metal-Konzert gehören, andere haben sich bereits selbst den Seitenscheitel zugelegt.
Richtig aufgewertet wird der Auftritt durch die Vorband Roman Fischer. Kaum einer kennt ihn, doch schon nach dem ersten Lied ist anerkennendes Nicken zu sehen. Der Junge hat echt was drauf. Und auch bei Hurts ist Wehren ist zwecklos - die beiden Männer verstehen es, die Zuhörer magisch in ihren Bann zu ziehen. Selbst bei traurigen Liedern haben alle ein Lächeln im Gesicht. Übrigens: Sogar Sänger Hutchcraft kann lachen. Manchmal. Aus Versehen.
Einziger Minuspunkt: Erst um 22.30 Uhr erscheint das Duo auf der Bühne, und nach einer Stunde ist auch schon wieder Schluss. Klar, bisher gibt es nur ein Album, doch zumindest eine Zugabe wäre einfach Pflicht gewesen. Andererseits: Wer weiß, wie oft noch die Gelegenheit besteht, die Band in einer solchen Wohnzimmeratmosphäre zu erleben, wenn der Erfolg anhält. Eine Gelegenheit in München gibt es sicher noch: Am 16. März spielen Hurts in der Tonhalle. Von Kathrin Feulner
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