Kommt das Rauchverbot zum Wohl von Kindern auch in Deutschland?
In Österreich ist es ab Mai verboten, in Autos zu rauchen, wenn Minderjährige mitfahren. Experten und Politiker können sich das auch in Deutschland vorstellen.
Zigarettenrauch schadet. Er schadet Erwachsenen. Er schadet Frauen wie Männern. Ganz besonders schädlich ist der Rauch aber für Kinder. Da sind sich Experten einig. Trotzdem sieht man immer wieder Eltern, die im Auto qualmen, wenn die Kleinen mitfahren. Im Nachbarland Österreich ist das ab dem 1. Mai strafbar. Bis zu 1000 Euro Bußgeld werden dann fällig. Auch Politiker in Deutschland wollen dem Nachbarland folgen und ein ähnliches Gesetz auf den Weg bringen.
Kinder- und Jugendärzte wollen Rauchverbot auch in Deutschland
Hermann Josef Kahl, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVJK), findet das Gesetz der Alpenrepublik gut: „Auch wir würden uns in Deutschland dafür starkmachen.“ Zwar sei er grundsätzlich dagegen, immer gleich alles zu verbieten. Wenn es aber um die Gesundheit der Kinder gehe, die durch den Rauch „massiv geschädigt“ werden, brauche es ein Verbot. „Der Zigarettenrauch kann zu einer Bronchitis führen, er fördert die Bildung von Asthma und Lungenentzündungen“, erklärt der Mediziner Kahl. Einfach das Fenster während der Fahrt herunterzukurbeln, reiche nicht. Der BVJK hofft deshalb auf den neuen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). „Wir haben das Thema bereits bei Gesprächen mit ihm angesprochen“, sagt Kahl.
Auf Anfrage unserer Redaktion antwortet das Bundesministerium für Gesundheit in einer Mail: „Ein solches Verbot ist nicht Teil des Koalitionsvertrages. Aber jede vernünftige parlamentarische Initiative zur Rauchprävention fände die Unterstützung des Gesundheitsministers.“ Auch der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange (CSU) aus Nördlingen im Landkreis Donau-Ries findet: „Wenn Kinder im Auto dabei sind, sollte man aufs Rauchen verzichten. Das sollte eigentlich jedem klar sein.“ Sei das nicht der Fall, müsse man über weitere Maßnahmen nachdenken. Dazu könnten auch gesetzliche Regelungen gehören. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union ist unter anderem für den Bereich Verkehr zuständig. „Die Gesundheit des Kindes muss an erster Stelle stehen“, sagt er.
Kinder an Bord: Experten halten Rauchverbot im Auto für sinnvoll
Wäre ein solches Gesetz einmal eingeführt, würde sich die Frage stellen, wie das Vergehen geahndet und überhaupt festgestellt werden kann. Thomas Bentele von der Gewerkschaft der Polizei in Bayern sagt: „Das Rauchen könnte ähnlich wie bei Gurtkontrollen oder dem Benutzen von Handys erkannt werden, oder wenn bei Abstandsmessungen auf dem Video das Vergehen zu sehen ist.“ Leicht werde aber die Überwachung nicht.
Trotzdem hält Bentele ein Verbot zum Schutz der Kinder für sinnvoll. „Natürlich kann der Tatnachweis schwer werden, wenn Fahrer oder Beifahrer kurz vor der Kontrolle die Zigarette aus dem Fenster werfen“, sagt er. Die Polizisten könnten zwar weiterhin den Rauch im Auto riechen, aber dann nicht eindeutig nachweisen, wer am Ende geraucht habe.
Ein weiterer Grund, das Rauchen zu verbieten, wäre die Gefahr einer möglichen Ablenkung. „Ich habe von Kollegen schon gehört, dass es Unfälle gegeben hat“, sagt Bentele. So sei die Glut beim Fahren heruntergefallen und habe zu Schmerzen beim Fahrer geführt, der dann abgelenkt war und einen Unfall verursacht hat. Jedoch: „Diesen Grund lasse ich nicht gelten, weil man sonst alles verbieten muss, was ablenkt – auch Trinken oder das Auf- und Absetzen der Sonnenbrille“, sagt Thomas Bentele.
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